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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Ergänzung zum Tätigkeitsbericht

Da der Verbandstag coronabedingt vom April auf den 10. Oktober verschoben werden musste, haben wir den Berichtszeitraum verlängert und den Tätigkeitsbericht entsprechend ergänzt.

Vorbemerkung

Mit diesem Text ergänzen wir den am 17. September zugeleiteten Tätigkeitsbericht zum Verbandstag um wichtige Informationen zu einigen Kapiteln. (Hier gibt es die Ergänzung zum Tätigkeitsbericht als pdf)

Zu 2.1.1 Abstammungsrecht

Auch aufgrund des intensiven Engagements des LSVD konnte die Verschlechterung der rechtlichen Situation durch das im Mai im Bundestag verabschiedete Adoptionshilfegesetz in letzter Minute noch verhindert werden; das zustimmungspflichtige Gesetz scheiterte am 03.07.2020 im Bundesrat. Geplant ist nun eine geänderte Fassung des Gesetzes ohne Beratungspflicht für lesbische Zweimütterfamilien.

Im Nachgang dazu hat Bundesjustizministerin Lambrecht im August 2020 angekündigt, noch in dieser Legislaturperiode eine Teil-Reform des Abstammungsrechts durchzusetzen, damit das Stiefkindadoptionsverfahren endlich für lesbische Zwei-Mütter-Familien entbehrlich wird.

Im Rahmen dieser Reform wird der LSVD sich auch nachdrücklich dafür einsetzen, die rechtliche Situation für Mehrelternfamilien, Zwei-Väter-Familien und alle anderen Formen von Regenbogenfamilien zu verbessern.

Zu 2.2.4 Kompetenznetzwerk zum Abbau von Homosexuellen- und Transfeindlichkeit

„Selbst.verständlich Vielfalt“

Ab 2020 wird der LSVD die im Projekt „Miteinander stärken – Rechtspopulismus entgegenwirken“ erarbeiteten Strategien und Handlungsempfehlungen mit in die modulare Ausbildung „Werde Vielfaltsverteidiger*in“ und weiteren handpraktischen Arbeitshilfen aufnehmen und weiterentwickeln. Diese sollen dann vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit sowie in der Bildung zum Einsatz kommen.

Am 19. September 2020 sollte eigentlich das vierte Regenbogenparlament in Frankfurt am Main stattfinden. Die steigenden Infektionszahlen von CONVID-19 zwangen uns jedoch, hier neue Wege zu gehen und das Format des Regenbogenparlaments umzugestalten. Im Rahmen einer virtuellen Rainbow-Week sind nun zwischen dem 08. und 17. September unterschiedliche Webtalks geplant. Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe wird Bundesministerin Dr. Franziska Giffey (BMFSFJ) die Teilnehmenden begrüßen. Die anschließenden Webtalks zu Themen wie „Lesbische Sichtbarkeit in der Mädchen*arbeit“, „Regenbogenkompetenz in der Volkshochschule“ oder „Familienvielfalt wertschätzen“ bieten Raum für Diskussion und Austausch. Der im Bericht erwähnte vorbereitende Workshop wurde ebenfalls ein digitaler angeboten.

Projektarbeit in Zeiten von Corona

Die umfangreichen Präventionsmaßnahmen, um den Schutz vor Corona zu erhöhen, haben auch unser Netzwerk getroffen. Bei allen Sorgen und abgesagten Veranstaltungen haben wir die herausfordernden Wochen und Monate genutzt, um die Digitalisierung unserer Projektformate voranzutreiben. Gemeinsam mit unseren Partner*innen haben wir viel über neue virtuelle Formen des Austausches und der Projektarbeit gelernt. Workshops und Netzwerktreffen konnten wir erfolgreich in virtuellen Räumen stattfinden lassen. Gleichfalls konnten wir von anderen Organisationen lernen und so die digitale Vernetzung vorantreiben. Dies hat entscheidend dazu beigetragen, dass uns diese schwierige Zeit zusätzlich gestärkt hat und wir geplante Formate anpassen konnten. Mit unseren neuen Formen der Zusammenarbeit wollen wir zukünftig mehr Menschen erreichen und die Regenbogenkompetenz als gesamtgesellschaftliches Thema im Mainstream verankern.

Zu 3.4 Hirschfeld-Eddy-Stiftung

Tunesien

Das Auswärtige Amt hat uns zudem nach dem großen Erfolg im März 2019 auch für 2020 wieder ein Queer Film-Festival in Tunis bewilligt. Das Kulturfestival bietet neben queeren Filmen auch andere künstlerische Angebote, Workshops und Diskussionsveranstaltungen zu diversen Themen. Die im Spätsommer 2019 begonnenen Vorbereitungen für die dritte Auflage des Festivals mussten aber leider coronabedingt kurz vor dem für Mitte März 2020 geplanten Termin gestoppt und das Festival abgesagt werden. Im Rahmen von zusätzlichen Anträgen konnte zwischenzeitlich eine Erhöhung der Mittel und eine Verlängerung des Verwendungszeitraums erreicht werden. Eine Nachholung des Festivals ist nun für März 2021 geplant.

Zu 6.2. Mitgliederentwicklung und -werbung und 6.3. Friend-/Fundraising und Sponsoring

Die Ausnahme Situation der Corona Pandemie prägt auch die Finanzentwicklung des LSVD im Jahr 2020:

Präsenzveranstaltungen entfallen, neue digitale Veranstaltungsformate sind kein umfassender Ersatz, aber mindestens finanziell attraktiv weil weniger aufwändig. Die Einschränkungen der Pandemie bedeuten aber eine Herausforderung, wenn es darum geht, auch mit weniger internet-begeisterten Mitgliedern im konstruktiven Austausch zu bleiben.

Umso erfreulicher ist, dass die Mitgliederzahlen wenigstens stagnieren und nicht erkennbar corona-bedingt sinken. Sobald die Zivilgesellschaft zu einem Umgang mit der Pandemie gefunden hat oder spätestens, wenn die Bedrohung vorüber ist, ist der LSVD als weiterhin wichtiger Vielfaltsverteidiger gefordert, den eingeschlagenen, aber unterbrochenen Weg zu mehr Mitgliedern fortzusetzen:

Der Dialog mit alten und neuen Verbündeten, gemeinsame Initiativen zur Motivation und verstärkte Partizipation aller Mitglieder sind hier Stichworte.

Auch staatlich geförderte Projekte müssen aktuell in anderer Form umgesetzt werden. Hier besteht in erster Linie die Herausforderung, die Mittel in Abstimmung mit dem Zuwendungsgeber sachgerecht und zielführend zu platzieren.

Erfreulicherweise finden Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft die Kooperation mit dem LSVD in Sachen Diversität als Ausdruck ihrer ernst genommenen sozialen Verantwortung auch weiter attraktiv. So besteht Anlass zur Zuversicht, dass über die erzielte Förderung durch den Bundhaushalt hinaus auch private Mittel etwa für die internationale Menschenrechtsarbeit generiert werden können. Die Arbeit jenseits der Landesgrenzen dürfen wir trotz der dominierenden Aufmerksamkeit für die Corona-Situation im Land nicht aus den Augen verlieren.

Die Finanzsituation des LSVD ist 2020 vor dem geschilderten Hintergrund solide. Ihre Sicherung für die kommenden Jahre bleibt unsere gemeinsame Daueraufgabe. Die Entwicklung ist offen. Wir haben alle Möglichkeiten, sie positiv zu entwickeln, wenn wir unsere Anliegen und Ziele in ihrer Relevanz vertreten. Wir haben dazu die Mittel (Beiträge, Spenden, Sponsorenmittel und Zuschüsse), Mitglieder, Mitarbeitende und wichtige Motive.

Das berechtigt zum Optimismus, dass wir auch 2021 und darüber hinaus für Menschenrechte, Vielfalt und Respekt erfolgreich sein werden.

Vielen Dank allen, die dazu beitragen.

Zu 6.5 Bund-Länder-Koordination

Nach dem erfreulichen Beschluss des Bayerischen Landtages zur „Stärkung der Beratungsstruktur queerer Menschen im ländlichen Raum“ unterstützt die BLK-Stelle den Landesverband derzeit bei der Planung und Organisationen von virtuellen Formaten, um gemeinsam mit der queeren Community Bedarfe und Forderungen zur Stärkung der Beratungsstruktur zu formulieren.

In Thüringen wurde der Landesverband im Bewerbungsprozess um den Sitz für LSBTIQ im ZDF-Fernsehrat beraten und bei einer Stellungnahme für den Landtag im Themenfeld „LSBTIQ und Gesundheit“ durch entsprechende Zuarbeiten entlastet.

Der LSVD Sachsen wurde erfolgreich auch bei der Förderung des Projekts „Queer am Arbeitsplatz“ von der BLK-Stelle begleitet.

Ebenso konnte über die Bund-Länder-Koordination die LSVD-Kampagne gegen die sog. „LGBTI-freien Zonen“ in Polen begleitet werden. Die Stelle koordinierte die Kommunikation mit mehr als 300 deutschen Städten und Gemeinden in Deutschland, die im Rahmen ihrer Städtepartnerschaft Kontakte zu polnischen Städten, Gemeinden oder Regierungsbezirken haben und stellte ebenso Kontakte zu Aktivist*innen in Polen her.

Landesverbandsarbeit in Zeiten von Corona

Die Corona-Pandemie wirkte sich auch massiv auf die Arbeit unserer engagierten Ehrenamtler*innen in den Landesverbänden aus. Projekte und Veranstaltungen konnten nicht wie geplant stattfinden und mussten innerhalb kurzer Zeit umstrukturiert werden. Ebenso musste das für Oktober geplante regelmäßige Jahrestreffen von Landesverbänden und Bundesverband BLT in Hamburg, aufgrund steigender Infektionszahlen und immer noch gültiger Beschränkungen, auf das nächste Jahr verschoben werden. Um den so wichtigen Austausch zwischen Landesverbänden untereinander und auch mit dem Bundesverband sowie Bundesvorstand in dieser schweren Zeit sicherzustellen und zu erhöhen, etablierte die BLK-Stelle regelmäßige virtuelle Austauschmöglichkeiten und beriet die landesverbandlichen Strukturen in der Nutzung von unterschiedlichen virtuellen Plattformen zur Fortführung der eigenen Arbeit während Covid-19. Durch den seit Frühjahr 2020 regelmäßig stattfindenden Austausch konnte die Zusammenarbeit der Landesverbände untereinander verbessert und die verbandsinterne Kommunikation gestärkt werden.