Menu
Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Nach LSVD-Aktion: Werbung für Konversionsbehandlungen weitgehend aus dem Online-Handel genommen

Gefährliche Anleitungen zur Selbsttherapie nicht länger erhältlich

Aardweg, Nicolosi oder Cohen - Onlinebuchportale haben die gefährlichen Bücher zur „Selbst-Therapie“ aus ihrem Angebot genommen. Sie wurden von uns auf das neue Werbungs- und Vermittlungsverbot für Konversionsbehandlungen und die drohenden Bußgelder bei Verstößen hingewiesen.

Hände halten Regenbogenfahnen

Seit 12. Juni 2020 ist das neue „Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen“ in Kraft. Sogenannte „Umpolungs- und Konversionstherapien“ werden vor allem von religiös-fundamentalistischen Organisationen angeboten. Ausgehend von einer Abwertung von gleichgeschlechtlicher Sexualität und Transgeschlechtlichkeit und mit dem Vorwand, ratsuchenden Menschen zu helfen, zielen diese Angebote ab auf eine Änderung von gleichgeschlechtlichem Sexualverhalten sowie der lesbischen, schwulen, bisexuellen oder transgeschlechtlichen Identität.

Diese Behandlungsangebote haben massive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Die Folgen sind oftmals soziale Isolation und Depressionen, die bis zum Suizid führen können. Der Weltärztebund kritisiert diese Therapien als „Verletzung von Menschenrechten“ und „unverantwortliche Verfahren“. Wissenschaftliche und medizinische Verbände auf nationaler und internationaler Ebene warnen seit Langem vor diesen Angeboten.

Aardweg, Nicolosi oder Cohen - Selbstherapiebücher verstoßen gegen das Verbot der Werbung und Vermittlung von Konversionsbehandlungen

Zwar haben wir das Gesetz nach seiner Verabschiedung aufgrund erheblicher Mängel kritisiert. Nichtsdestotrotz sind neben der Durchführung bei unter 18jährigen nun grundsätzlich auch das Anbieten, die Werbung und die Vermittlung dieser obskuren wie gefährlichen Maßnahmen untersagt. Verstöße gegen das Verbot der Werbung und Vermittlung können dabei mit bis zu 30.000 Euro geahndet werden.

Insbesondere LSBT-Jugendliche in homophoben und transfeindlichen Milieus werden häufig mit Büchern, Schriften und Anleitungen für eine Selbsttherapie unter Druck gesetzt. Einige dieser Materialien sind seit vielen Jahren auf dem Markt und z.B. christlichen Veranstaltungen, in Buchhandlungen oder auch in vielen Online-Shops frei erhältlich. Dazu gehören unter anderem die Werke von Autoren wie Gerard J. M. van den Aardweg, Joseph Nicolosi oder Richard Cohen. Diese Publikationen sind nicht nur im höchsten Maße kinder- und jugendgefährdend, sondern verstoßen nun auch gegen das Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen.

Viele Online-Händler*innen mussten sich nun mit den Auswirkungen der kommerziellen Verbreitung homophober pseudowissenschaftlicher Literatur auseinandersetzen, die oft eine Gefahr für Jugendliche darstellt. Nach dem Inkrafttreten des Werbeverbot haben einige Plattformen den Vertrieb von für Konversionsbehandlungen werbende Bücher bestimmter homophober Autoren bereits von sich aus oder nach Hinweisen aus der Community eingestellt.

Erfolgreiche LSVD-Aufklärungsaktion für alle wichtigen Onlinebuchportale: Gefährliche Anleitungen zur Selbsttherapie nicht länger erhältlich

Hartmut Rus vom LSVD-Aufklärungsprojekt "Mission Aufklärung" hat inzwischen alle wichtigen Buchportale angeschrieben. Mit einer beigefügten Liste hat er sie über die gefährlichen Bücher zur Selbsttherapie in ihrem Angebot aufgeklärt sowie auf das nun geltende Werbungs- und Vermittlungsverbot und die drohenden Bußgelder hingewiesen.

Nach einem kurzen Meinungsaustausch, haben alle Portale entschieden, die gefährlichen Bücher zur „Selbst-Therapie“ aus dem Handel zu nehmen. Einige Plattformen erkannten dabei, dass die beanstandeten Materialien bereits schon vorher gegen die eigenen Anti-Diskriminierungsrichtlinien und AGBs verstoßen hätten.

Wer Bücher im Buch- und Onlinehandel entdeckt, die Werbung für Konversionstherapien machen, kann dies gerne beim LSVD anzeigen. Wir können beim Vorgehen dagegen gern unterstützen.

Weiterlesen