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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Gemeinsam gegen Homophobie und Transfeindlichkeit im Fußball

Für einen diskriminierungsfreien Fußball: Zusammenarbeit zwischen Deutschem Fußball-Bund, der Deutschen Fußball-Liga, Sportvereinen und dem LSVD

Der organisierte Sport hat über 25 Millionen aktive Mitglieder. Dazu kommen Millionen von Fans und Zuschauer*innen, ob im Stadion oder vor den Bildschirmen. Der Sport muss allen offen stehen, alle Menschen sollten angst- und diskriminierungsfrei Sport treiben und teilhaben können.

Menschen spielen Fussball

Update: Seit dem 01.01.2021 gibt es – Team out and proud (Top) - Die Kompetenz- und Anlaufstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Fußball, als gemeinsames Projekt des Deutschen Fußball Bund (DFB) und dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD). Initiiert und finanziert durch den DFB. Der LSVD ist mit der Trägerschaft und der Umsetzung der Projektziele beauftragt.

Der organisierte Sport hat über 25 Millionen aktive Mitglieder. Dazu kommen Millionen von Fans und Zuschauer*innen, ob im Stadion oder vor den Bildschirmen. Der Sport muss allen offen stehen, alle Menschen sollten angst- und diskriminierungsfrei Sport treiben und teilhaben können. Aber laut der Studie Outsport (2019) haben 16% der aktiven Sportler*innen in den letzten 12 Monaten persönliche negative Erfahrungen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gemacht. Das gilt insbesondere für trans* Personen (40%). Viele verzichten lieber auf die Teilnahme an einer Sportart, die sie eigentlich gern ausüben würden. Ein Fünftel der Befragten fühlt sich aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität von bestimmten Sportarten ausgeschlossen. Auch das gilt vor alllem für trans* Personen (56%) und insbesondere trans* Männer (73%). 

Homo- und Transphobie, Diskriminierung, Zwang zum Verstecken sind das glatte Gegenteil von Fairness. Im Breiten- wie im Spitzensport brauchen wir eine Kultur des Respekts. Auch wenn viele Fußball-Vereine auf Profi- und Amateurebene mittlerweile aktiv Homophobie und Transfeindlichkeit entgegenwirken, kommt es in den Stadien immer wieder zu homophoben Schmährufen und diskriminierenden Vorfällen. Dort werden negative Einstellungen geprägt und reproduziert, die weit über den Fußballplatz hinaus wirksam sind. Wir brauchen ein nachhaltiges Programm gegen Homophobie im Sport. In die Ausbildung von Trainer*innen sowie von Jugendleiter*innen die Befähigung, Vielfalt zu fördern sowie Diskriminierungen zu erkennen und ihnen entgegenzutreten, verpflichtend integriert werden.

Im Fußballstadion: Genderneutrale Toiletten und Einlasskontrolle möglich

Dafür gingen die Zusammenarbeit und Diskussionen für eine Öffnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt 2019 weiter: Mit wichtigen Erfolgen und öffentlichkeitswirksamen Statements. So gab es beim DFB-Pokalfinale 2019 erneut auch Unisex-Toiletten, die von allen Menschen benutzt werden konnten. Zudem gab es genderneutrale Einlasskontrollen, so dass sich Stadionbesucher*innen aussuchen dürfen, ob sie von weiblichen oder männlichen Ordern*innen kontrolliert werden. Ziel ist es, künftig diese beiden Maßnahmen bei allen Heim-Länderspiele der Männer-Nationalmannschaft anzubieten.
Auch die Stadionbetreiber einiger Bundesliga-Vereine, wie etwa Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC und Mainz 05, diskutieren bereits über genderneutrale Einlasskontrollen und zusätzliche Unisex-Toiletten und profitieren von den Erfahrungen des DFB. So waren wir mit LSVD-Bundesvorstand Christian Rudolph an Treffen mit der DFL-Stiftung in Frankfurt am Main beteiligt, um sich über die zukünftige Zusammenarbeit zwischen DFB, DFL und Bundesligavereinen auszutauschen.

Der DFB hat in seinen 21 Landesverbänden, den fünf Regionalverbänden und seinen knapp 21.500 Vereinen über sieben Millionen Mitglieder.

Regenbogenfahne: DFB stärkt LSBTI-Spieler*innen und Mitarbeitenden den Rücken

Am 18. Juli 2019 wehte anlässlich des CSD in Frankfurt vor der DFB-Geschäftsstelle erstmalig eine Regenbogenfahne. DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius hisste eine Flagge mit dem DFB-Verbandslogo im Regenbogen-Motiv und ein Banner mit dem in den Regenbogenfarben abgebildeten Verbandslogo. Mit dabei: Christian Rudolph (LSVD), Conrad Lippert (Fußballfans gegen Homophobie), Sven Kistner (Queer Footballclubs), Sven Wolf (Badischer Fußballverband und Pia Mann (Discover Football).

Ein Großflächenplakat vor der Verbandszentrale zeigte zudem ein Regenbogen-Motiv, das für einen Tag auch den Web- und Social-Media-Auftritt des DFB eröffnete. „Wie nur wenige andere Institutionen oder Ereignisse in unserer Gesellschaft schafft der Fußball Orte der Gemeinschaft. Auf dem Feld oder unter dem Dach des DFB darf niemand aufgrund seiner oder ihrer sexuellen Neigung oder Identität, Hautfarbe, Religion oder Herkunft ausgegrenzt werden. Wir möchten mit der Aktion auch die LSBTI-Spieler*innen und Mitarbeiter*innen stärken.“, so Generalsekretär Curtius auf der DFB-Homepage.

Christian Rudolph nahm auch an der 5. DFB-Jahreskonferenz „Gesellschaftliche Verantwortung“ teil und trug in einem Statement die LSVD-Positionen für einen offenen und diskriminierungsfreien Sport vor. Zudem vertritt er seit Dezember 2019 den LSVD in der DFB-Arbeitsgruppe „Vielfalt“.

Geschlechtseintrag „Divers“: Berliner Fußball-Verband setzt Meilenstein für Teilhabe von trans- und intergeschlechtlichen Sportler*innen

Einen wegweisenden Beschluss für trans- und intergeschlechtliche Menschen fasst der Berliner Fußball-Verband bei seinem Verbandstag 2019: Auch Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen oder die sich in einer Transition befinden soll eine uneingeschränkte Teilnahme am geregelten Spielbetrieb ermöglicht werden. Die Regelung legt fest, dass eine nicht-binäre Person zukünftig selbst entscheiden kann, ob sie für den Herren- oder den Frauenspielbetrieb bzw. für den Junioren- oder Juniorinnenspielbetrieb gemeldet wird. Des Weiteren erhalten Personen in einer Transition bereits die Spielberechtigung für ein Team des Geschlechts, an das sie ihren Körper angleichen lassen.

Damit ist der Berliner Fußball-Verband der erste Sportverband in Deutschland, der den dritten Geschlechtseintrag „divers“ in seine Spielordnung aufgenommen hat. Er setzt so einen Meilenstein im Sport und schafft Klarheit für alle im Berliner Fußball Beteiligten. Aktuell beschäftigen sich auch der DFB sowie weitere Landesverbände mit einem ähnlichen Antrag nach dem Vorbild des Berliner Fußball-Verbandes.

Seit Juli 2020 ist Christian Rudolph gemeinsam mit Michaela Jessica Tschitschke die offizielle Anlauf- und Beratungsstelle des Berliner Fußball-Verbands zum Thema „geschlechtliche und sexuelle Vielfalt“ im Berliner Fußball.

In der Kurve: Fanarbeit ist Akzeptanzförderung

Eine große Bedeutung zur Bekämpfung von Homophobie und Transfeindlichkeit hat die Arbeit mit den Fans. Um hier die Erfahrungen und Positionen des LSVD einzubringen, nahm Christian Rudolph an der 17. Bundeskonferenz der Fanprojekte in Stuttgart teil. Zentrale Themen waren der Austausch über die Arbeit gegen Diskriminierung auf Basis von Geschlecht und sexueller Orientierung, die Förderung der Vielfalt der Fanszenen durch Fanarbeit und die Sensibilisierung der Netzwerke des Fußballs für „Sexualisierte Gewalt“. Dem vorausgegangen war ein Austausch mit verschiedenen Projekten wie den Queer Fußball Fanclubs, den Fußballfans gegen Homophobie, der Koordinierungsstelle der Fanprojekte, dem Lernort Stadion, dem DFB, Adidas und dem LSVD zur zukünftigen Zusammenarbeit und gemeinsamen Projekten

Zur Fanarbeit im Fußball leitete Christian Rudolph den Workshop auf der Bundesnetzwerktagung der queeren Sportvereine (BuNT). Zentrale Themen der BuNT, waren zudem der Status quo im Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt im organisierten Sport, Herausforderungen und Chancen bei einer Veränderung von Wettkampfstrukturen sowie Anregungen für die praktische Umsetzung im Vereinsalltag und die Rolle der Dach- und Fachverbände.

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