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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Spätes Coming-out! Wie sage ich es meinen Kindern? Wie meiner Partnerin/ meinem Partner?

Geschichten, Erfahrungsberichte und Tipps: Regenbogenfamilien mit heterosexueller Vergangenheit

Spätes Coming-out als lesbisch, schwul oder trans* - wie sage ich es meinem Partner, meinen Kindern? Geschichten, Erfahrungsberichte und Tipps

Lachende Mutter mit ihren zwei Töchtern

Kinder in Regenbogenfamilien stammen auch heute noch oft aus früheren heterosexuellen Beziehungen ihrer lesbischen Mütter oder schwulen Väter. In diesem Text werden die Herausforderung eines späten Coming-outs gegenüber sich selbst, einer*m heterosexuellen Partner*in und natürlich den Kindern beleuchtet. 

Durch ein homosexuelles Coming-out werden aus Müttern und Vätern lesbische Mütter und schwule Väter, unabhängig davon, ob sie sich in der Folge von ihren heterosexuellen Partner*innen trennen, ob sie ihre Kinder alleine oder in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft groß ziehen. Außerdem geht es auch um die Erfahrungen von transgeschlechtlichen Eltern, die sich innerhalb einer Beziehung als trans* outen.

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Inhaltsverzeichnis

1. Lesbische Mütter und schwule Väter mit Kindern aus früheren heterosexuellen Beziehungen

2. Vom Gewahrwerden der homosexuellen Orientierung –„(What) To be or not to be?“

3. Heterosexuelle (Ehe)Partner*innen und das späte Coming-out

4. „Wie sag ich‘s meinen Kindern?“ - Kinder und ein spätes Coming-out ihrer Eltern

5. Spätes Coming-out als transgeschlechtlich / transsexuell

6. Drei Erfahrungsberichte zum späten Coming-out

7. Literaturhinweise

8. Anmerkungen / Fußnoten

1. Lesbische Mütter und schwule Väter mit Kindern aus früheren heterosexuellen Beziehungen

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Lesbische Mütter

Frauen, die alleine oder mit anderen Frauen zusammen Kinder großziehen, sind historisch ein durchaus vertrautes Phänomen, wie z. B. in (Groß-)Familien-Konstellationen, in denen der leibliche Vater der Kinder verstorben oder berufsbedingt mehr oder weniger abwesend war. Diese Frauen teilten jedoch keine sexuelle intime Beziehung – zumindest nicht öffentlich – und waren in der Regel wirtschaftlich abhängig von männlicher Versorgung und Gestaltungsmacht.

Offen lesbisch lebende Mütter sind durchaus ein jüngeres Phänomen. Im Zuge der Frauen- und Lesbenbewegung wurde in den 1970er-Jahren ein Ideal propagiert, das ein Leben für Frauen grundlegend unabhängig von Männern und unabhängig von konservativen gesellschaftlichen Rollen-Vorgaben vorsah, wie etwa die „automatische“ Verknüpfung von Frausein und Mutterschaft. So waren lesbische Mütter in der Lesbenbewegung und in der Szene lange Zeit kein Thema und hatten wohl auch nicht wirklich einen Platz. Das änderte sich erst Ende der 1980er- bzw. Anfang der 1990er-Jahre. 1991 leistete Uli Streib erstmals in einer deutschen Veröffentlichung eine Standortbestimmung zum Phänomen „lesbische Mutterschaft“: Von nun an nannten sie sich Mütter. Lesben und Kinder (Berlin: Orlanda Frauen Verlag).

Schwule Väter

Männer, die sich selbst der Versorgung, Betreuung und Erziehung von Kindern widmen, fallen auch angesichts der „neuen Väter“ bis heute eher aus dem Rahmen. Schwule Väter gab es jedoch schon immer. Früher blieben sie mehrheitlich in heterosexuellen Beziehungen und lebten ihre homosexuelle Orientierung heimlich aus. Wenn sie den Mut fanden, sich zu ihrer Homosexualität zu bekennen und sich von ihrer Partnerin trennten, bedeutete dies in der Regel auch eine Trennung von ihren Kindern. Der Lebensmittelpunkt der Kinder blieb meist bei den Müttern. Wenn die Beziehung zwischen diesen in der Regel heterosexuellen Müttern und ihren schwulen Exmännern konfliktgeladen blieb, gestaltete sich der Kontakt der Väter mit ihren Kindern sehr schwierig.

„Die Eltern waren (bei meinem Coming-out) geschockt, standen aber zu mir. Ein Bruder von mir ‚distanzierte‘ sich einige Zeit, hatte es aber recht schnell verarbeitet. Der andere Bruder ist selber schwul und hatte kein Problem. ... Meine Ex-Frau hasst mich noch immer ... Mein Sohn hat jetzt zwei völlig voneinander getrennte Familien.“

Schwuler Vater

In der schwulen Szene waren „Väter“ lange Zeit unsichtbar. Schwule Männer mit Kindern aus früheren heterosexuellen Bezügen verschwiegen häufig ihre Vaterschaft. Lela Lähnemann beschrieb 2001 das Dilemma schwuler Väter in der Szene wie folgt: „In der auf Unabhängigkeit und Jugendlichkeit orientierten Schwulenszene wurde und wird die Existenz von Kindern weitgehend verschwiegen, die Wahrnehmung der Vaterrolle wurde entweder sehr eingeschränkt oder die zeitweise Betreuung der Kinder am Wochenende oder im Urlaub fand abgetrennt vom schwulen Leben statt.“ (1)

In den 1980er-Jahren bildeten sich die ersten Gruppen für schwule Väter, und 1988 veröffentlichte Gerd Büntzly das erste deutschsprachige Buch zum Thema: Schwule Väter – Erfahrungen, Polemiken, Ratschläge (Berlin: Bruno Gmünder Verlag). Das Buch spannte einen Bogen von „Gefangen in Ehe und Familie“ über „religiöse Bindungen“ und „Schuldgefühle“, den Umgang mit den „(Ehe)Frauen“ bis zu „schwulen Beziehungen“ und „AIDS“. Es blieb lange Zeit die einzige Veröffentlichung auf dem Markt.

Seit Mitte der 1980er-Jahre schließen sich für Lesben und Schwule zunehmend „Homosexualität und Kinderwunsch“ in ihren eigenen Lebensentwürfen nicht mehr aus und sie verwirklichen ihren Kinderwunsch auch nach ihrem Coming-out. Selbstverständlich ist das jedoch auch heute noch nicht.

„Die Reaktionen in unserem Umfeld auf unseren Kinderwunsch waren unterschiedlich. Eine Ex-Freundin fragte tatsächlich, warum wir uns nicht einen Hund anschaffen würden! Viele nahmen den Wunsch wahrscheinlich gar nicht so ernst. Eine damals sehr enge Freundin beschwerte sich bei meiner Partnerin, nachdem ich ihr überglücklich erzählt hatte, dass Claudia schwanger sei, dass ich ja wohl völlig überdreht sei und mich aufführe, als würde ich gerade Mutter werden...! ... Allein Claudias Ex-Freund und ihre Oma haben uns von Anfang an emotional unterstützt und fanden es ‚mutig‘.“

Sabine

Sind „spätberufene“ lesbische Mütter und schwule Väter anders?

Von da an gab es lesbische Mütter „zweierlei Genese“: jene mit Kindern aus früheren heterosexuellen Beziehungen und jene mit Kindern durch – wie auch immer organisierte – heterologe Insemination (künstliche Befruchtung). Diese zwei Arten lesbischer Mütter erfüllten den „feministischen Anspruch einer männerfreien Biographie“ in sehr unterschiedlichem Maße.

„Die lesbische Szene empfand ich in meinem Coming-out eher als diskriminierend denn als hilfreich. Da ich geschieden war, war ich schon mal nur Lesbe zweiter Stufe. Und zu allem Übel hatte ich nicht nur Kinder, sondern auch noch 2 Jungen. Die Mädchen waren ja noch okay. Eine solche Einstellung kann ich bis heute nicht nachvollziehen.“

Sonja Springer

Schwule Männer fingen etwas später, ab den 1990er-Jahren an, ihren Kinderwunsch unabhängig von heterosexuellen Bezügen zu verwirklichen, z. B. durch Adoption, gemeinsam mit (lesbischen) Frauen oder auch in Form von Pflegefamilien.

„Mein Coming-out hatte ich mit 18 Jahren. Gleichermaßen war mir mein Schwulsein und eine ‚Familie‘ (wie immer die auch aussehen würde) wichtig. Meine ‚Vatergefühle‘ waren immer schon sehr stark und mit 23 Jahren war es mein Ziel, Schwulsein und Familie zu vereinbaren. Das war 1988. ... 1995 begannen wir mit der Insemination. ... 1998 kam dann unsere Tochter Karen zur Welt.“

Manfred

Lesben und Schwule, deren Kinder aus früheren heterosexuellen Beziehungen stammen, sehen sich immer auch mit Herausforderungen und Problemen konfrontiert, die sie nicht mit Lesben und Schwulen teilen, deren Kinder in eine Regenbogenfamilie hineingeboren wurden.

Im besonderen Maße gilt dies für homosexuelle Mütter und Väter, die heute (noch) in einer heterosexuellen Beziehung leben und für solche, die sich ihrer homosexuellen Orientierung vielleicht gerade erst bewusst werden. Ihr Coming-out-Prozess weist angesichts ihrer Kinder Besonderheiten auf, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen und denen es gerecht zu werden gilt.

Wenn sie nach einem Coming-out beschließen, sich von ihrer/ihrem heterosexuellen Partner/in zu trennen, wird sie/er weiterhin einen großen Einfluss auf den Umgang und das Leben mit den Kindern haben. Wenn ihre Kinder in den kommenden Jahren bei ihrer lesbischen Mutter oder ihrem schwulen Vater ihren Lebensmittelpunkt, wird ihre eigene Auseinandersetzung mit der (Regenbogen-) Familien-Konstellation ein anderes Gewicht haben, als bei Kindern, die in eine homosexuelle Partnerschaft hineingeboren oder bereits in sehr jungen Jahren in ihr aufgenommen wurden.

So ist es nicht verwunderlich, dass es bis heute Online-Angebote und Netzwerke gibt, die sich speziell an lesbische Mütter und schwule Väter richten, deren Kinder aus heterosexuellen Bezügen stammen. So finden sich vielerorts Stammtische für lesbische Mütter mit Hetero-Vergangenheit, regionale „Schwule Väter Gruppen“ und entsprechende geschlechtsspezifische Online-Angebote.

  • Für Frauen, die erst spät im Leben (49Plus) ihre Liebe zu Frauen und ihre lesbische Identität erkennen und entdecken, gibt es eine interessante Anlaufstelle mit Sitz in Frankfurt, die Late Bloomers.
  • Die Gruppen der „Schwulen Väter“ bieten bei ihren Treffen Teilnehmern die Möglichkeit zum Gespräch und zum Erfahrungsaustausch und sind eine Anlaufstelle für eine erste Beratung, bei der durch spezielle Onlineangebote ausdrücklich einem möglichen Wunsch nach Diskretion entsprochen werden kann. 
  • Ilse, eine „Initiative lesbischer und schwuler Eltern“ unter dem Dach des LSVD ist heute bundesweit die größte Struktur mit zunehmend gemischtgeschlechtlichen Gruppen, in denen sich Eltern mit Kindern unterschiedlicher „Herkunft“ zusammenfinden: Kinder, aus ehemals heterosexuellen Kontexten und Kinder, die in einer homosexuellen Partnerschaft geboren wurden, Adoptivkinder und Pflegekinder.

2. Vom Gewahrwerden der homosexuellen Orientierung –„(What) To be or not to be?“

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Kinder in Regenbogenfamilien stammen auch heute noch oft aus früheren heterosexuellen Beziehungen ihrer lesbischen Mütter oder schwulen Väter.

Coming-out

Lesben und Schwule erkennen heute vermehrt bereits in ihrer Jugend ihre „Liebe zum eigenen Geschlecht“ und entscheiden sich dafür, sie auch zu leben. Dies geschieht jedoch nicht von einem Moment auf den anderen.

Das sogenannte Coming-out ist ein oft mehrjähriger Entwicklungs-Prozess der auf zwei Ebenen verläuft – im Innen und im Außen. Der innere Prozess reicht vom Entdecken über die Auseinandersetzung mit der eigenen Homosexualität bis hin zur inneren Gewissheit lesbisch oder schwul zu sein. Im Verlauf des äußeren Prozesses gilt es, die homosexuelle Orientierung zunehmend dem sozialen Umfeld zu präsentieren – zu „veröffentlichen“ – und einen eigenen Lebensstil zu finden, in dem lesbisch oder schwul zu sein einen angemessenen Platz haben kann.

Was hat den Anstoß für dein Coming-out gegeben?

„Gab es einen Anstoß? Es war ein stetiger Prozess, eine Suche. Der berühmte Tropfen war wohl die Bekanntschaft eines Mannes.“

Schwuler Vater

Der innere und äußere Prozess verlaufen zeitnah und stehen in Wechsel-Wirkung miteinander. Je deutlicher eine Person weiß, dass sie lesbisch oder schwul ist, umso selbstbewusster und offener kann sie es ihrem Umfeld zeigen. Je klarer eine Person ihre Homosexualität im Außen lebt und z. B. sexuelle Kontakte hat, eine*n Partner*in sucht und mit anderen darüber redet, umso größer kann ihre innere Klarheit werden.

Phasen des Coming-out

Das Coming-out erfolgt in vielen kleinen Schritten.

Sie beginnen meist mit einem unspezifischen Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt oder anders ist, als es „sein sollte“. Diese Ahnung wollen wir häufig nicht wahrhaben und während im „Untergrund“ etwa Selbstzweifel oder Schuldgefühle rumoren, wächst ein innerer Druck.

Den Ehefrauen schwuler Männer und Ehemännern lesbischer Frauen bleibt diese Entwicklung bei ihren Partner*innen in der Regel verborgen. Vielleicht wenden sich ihnen ihre Frauen oder Männer in dieser Zeit sogar wieder intensiver zu, um sich vom „Gegenteil zu überzeugen“ oder dem zu entsprechen, was von ihnen erwartet wird.

Wenn der Prozess weiter durchlaufen wird, folgt das Selbst-Eingeständnis, schwul oder lesbisch zu sein. Als nächster Schritt werden diejenigen, die sich entscheiden, ihre Homosexualität nicht zu verstecken, sich dem Umfeld mitteilen (offenbaren). Der „erste Anlauf“ wird bei Freund*innen, Geschwistern oder Gleichgesinnten gemacht, bei denen am meisten auf ihr Verständnis vertraut wird.

Wenn das Coming-out aus einer Ehe mit Kindern heraus geschieht, kommen zu der „üblichen“ Angst, die Liebe oder Anerkennung zu verlieren und womöglich Anfeindungen ausgesetzt zu sein, auch die Angst vor den familiären Konsequenzen hinzu ... Werde ich meine Ehe beenden müssen? Wie wird das mit den Kindern? Werde ich sie verlieren? Wie werden sie damit umgehen? Nur nicht, dass er/sie es von jemand anderem erfährt! Was wird aus meinem Leben?

Häufig erfolgen die Gespräche mit der Familie – den Kindern und schließlich den eigenen Eltern – etwas später, wenn man sich selber etwas sicherer ist und die eine oder andere gute Erfahrung mit anderen Gesprächs-Partner*innen gemacht hat. Das Coming-out dem Partner oder der Partnerin gegenüber fällt hier aus dem Rahmen – einige sind die größten Vertrauten und so auch die ersten Ansprech-Partner*innen, einige bringen das Thema von sich aus auf den Tisch und andere erfahren „es“ erst kurz vor den Kindern ...

Die „Endphase“ des Coming-out sieht die Umsetzung eines neuen Lebensentwurfs vor, in dem das Schwul- oder Lesbischsein einen angemessen Platz hat.

Wann sag ich`s meinem Mann/meiner Frau?

„Als ich so 25 war, fragte mich mein Ehemann, ob ich schon einmal darüber nachgedacht hatte, homosexuell zu sein. Dies lehnte ich strikt ab, da Homosexualität in meiner streng religiösen Familie Teufelswerk war. Das war Anfang der 80er Jahre. Ich war verheiratet und hatte 4 Kinder. Doch mein Mann sollte Recht haben. 2 Jahre später hatte ich eine Beziehung zu einer Frau. Die Ehe wurde nach außen aufrechterhalten.“

Sonja Springer

„Die Erste (mit der ich geredet habe) war meine damalige Frau, dann Selbsthilfegruppen u. ä. Danach zwangsweise meine Eltern. Irgendwann engste Kolleg(inn)en, Freunde. Es war eine Selektion nach Wichtigkeit und Terminkalender.“

Schwuler Vater

Das Coming-out ist erfolgreich abgeschlossen, wenn eine lesbische Frau oder ein schwuler Mann auch öffentlich, d. h. in den äußeren Lebensbezügen, zur eigenen homosexuellen Orientierung steht und mehr oder weniger selbstbewusst damit umgehen kann.

Allerdings machen viele Schwule und Lesben den zweiten Schritt des ‚Outens‘ nicht immer und vor allen Menschen. Manchmal werden nicht alle aus der Familie, alle Freund*innen, Kolleg*innen oder Nachbar*innen informiert. Aus Scham oder aus Furcht vor Anfeindungen oder Ausgrenzung privat wie beruflich wird gewschwiegen. Besonders außerhalb der Großstädte sehen sich Schwule und Lesben durchaus auch gezwungen, die Tarnkappe zu tragen und damit ein schwieriges Doppel-Leben zu führen. (siehe auch: Wie offen leben, Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen im Alltag? Erfahrungen von über 16.000 Befragten aus Deutschland)

Ein spätes Coming-out

Homosexualität ist nur eine mögliche sexuelle Orientierung in der durchaus vielgestaltigen menschlichen Sexualität. Nach dem Coming-out mag die Homosexualität für Schwule und Lesben genauso selbstverständlich sein wie Heterosexualität für die Bevölkerungs-Mehrheit. Doch in einer heterozentrischen Gesellschaft – wie der unseren – führt auch heute noch der Weg des Gewahrwerdens der eigenen homosexuellen Orientierung häufig über kürzere oder längere heterosexuelle Phasen. Wenn das Coming-out aus einer längerfristigen heterosexuellen Lebenssituation heraus geschieht, spricht man – gleich in welchem Alter der Mensch ist – von einem sogenannten „Späten Coming-out“.

Jedes Coming-out markiert einen Wende-Punkt in der eigenen Biografie, der mehr oder weniger als Bruch erlebt wird. Bislang Selbstverständliches muss nun in Frage gestellt werden – das eigene Selbstverständnis ebenso wie übernommene Wert-Vorstellungen und bisherige Lebens-Entwürfe. Eine solche Neu-Organisation des Selbst- und Lebensentwurfs wird umso grundlegender ausfallen, je mehr „heterosexuelle“ Biografie ein Mensch bis zu diesem Zeitpunkt bereits erworben hat.

„Mein Sohn war 7 (als ich mein Coming-out hatte), ich hatte einen Job, ein Haus, eine Familie, ein gutes soziales Umfeld.“

Schwuler Vater

Spätes Coming-out: schwieriger für lesbische Mütter und schwule Väter? Geschlechts-spezifische Unterschiede im Coming-out

Frauen und Männer, die erst im Verlauf einer Ehe, in der sie bereits Eltern geworden sind, ihrer eigenen homosexuellen Orientierung gewahr werden, brauchen oft länger, bis sie sich dazu entschließen, sich zu outen und ggf. ihre Ehe zu beenden. In dieser „Inkubationszeit“ pflegen einige schwule Väter und lesbische Mütter auch weiterhin sexuellen Kontakt mit ihren Partner*innen.

Im Coming-out haben Schwule im Durchschnitt früher homosexuelle Kontakte als Lesben und zwar oft zu einer Zeit, in der sie sich über ihre Homosexualität noch nicht im Klaren sind. Lesben nehmen oft erst einige Jahre, nachdem sie sich mit ihrer homosexuellen Orientierung auseinandergesetzt haben, sexuelle Kontakte zu Frauen auf.

Während fast jedem Coming-out Prozess wird zu Zeiten großer Unsicherheit der Versuch unternommen, die eigene Homosexualität vor sich selbst zu verleugnen. Frauen sagen sich häufig: „Es ist diese eine Frau. Sie liebe ich. Sie ist etwas ganz besonderes. Nein, andere Frauen interessieren mich nicht! Ich bin nicht lesbisch.“ Schwule Männer sehen ihre ersten homosexuellen Kontakte dann als „reines“ sexuelles Abenteuer: „Wir hatten ganz schön gebechert und eins gab das andere. Ich hab’s halt mal ausprobiert. Doch es war schon prickelnd, mal was anderes. Liebe – nee, lieben könnte ich einen Mann nie!“

Schwule Väter haben oft Angst, dass nach ihrer Trennung oder Scheidung von ihrer Frau der Kontakt zu ihren Kindern erschwert oder gar verhindert wird. Für lesbische Mütter besteht diese Gefahr durchaus auch, doch häufiger noch ist es ihre Sorge, die in unserer Gesellschaft mit dem Zusammenleben mit einem Mann verbundenen sozialen und materiellen Privilegien zu verlieren.

Die Angst einem Coming-out und der Trennung das Sorgerecht zu verlieren

Etwas zum Sorgerecht: Früher kam es häufiger vor, dass lesbischen Müttern und erst recht schwulen Vätern das Sorgerecht für ihre Kinder vorenthalten wurde, wenn ihre homosexuelle Orientierung bekannt wurde.

„Nach der Scheidung hat meine Mutter gerichtlich versucht, mir das Sorgerecht für meine Kinder abzunehmen. Als Begründung diente ihr meine lesbische Lebensweise. Erst in 3. Instanz habe ich das alleinige Sorgerecht zugesprochen bekommen. Das war Mitte der 80er Jahre.“

Sonja Springer

Seit der Kindschafts-Rechts-Reform von 1998 ist es jedoch gesetzlich festgelegt, dass beide Elternteile nach einer Scheidung grundsätzlich ein gemeinsames Sorgerecht für ihre Kinder haben. Die Entscheidung für ein alleiniges Sorgerecht eines Elternteils ist gemäß § 1671 Absatz 1 BGB nur mit Zustimmung des anderen Elternteils möglich, oder dann, wenn die Übertragung auf einen Elternteil dem Wohl des Kindes am besten entspricht.

Dies kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn es zu fundamentalen, lang anhaltenden Streitigkeiten zwischen den Eltern in grundsätzlichen Erziehungs-Fragen kommt oder/und es beiden derart an „Konsens- und Kompromiss-Fähigkeit“ mangelt, dass vielfältige Vermittlungs-Versuche auch offizieller Stellen ohne Erfolg bleiben. Also dann, wenn es wirklich einen langfristigen „Kriegszustand“ gibt, der erheblich zulasten der Kinder geht. In diesem Ausnahmefall kann sich ein Gericht für ein alleiniges Sorgerecht aussprechen. Die homosexuelle Orientierung eines Elternteils ist kein Grund, die elterliche Sorge zu entziehen.

Wenn ein heterosexueller Elternteil die sexuelle Orientierung des Partners und der Partnerin als Begründung für einen – sowieso sehr aussichtslosen – Antrag auf ein alleiniges Sorgerecht anführt, sollte das nicht weiter beunruhigen. Es ist hinlänglich bewiesen, dass lesbische Mütter und schwule Väter ebenso gute Eltern sind wie heterosexuelle Eltern. Was in einem solchen Fall angeraten ist, kann u.a. im Lesbisch-schwulen Babybuch, dem Ratgeber zu Kinderwunsch und Elternschaft von Uli Streib-Brzic nachgelesen werden.

Ein Umgangsrecht mit dem/den Kind/ern steht grundsätzlich ebenfalls beiden Elternteilen zu. Der Gesetzgeber geht sogar so weit, die Elternteile zum Umgang mit den Kindern zu verpflichten (§ 1684 Abs. 1BGB). Die Familien-Gerichte pflegen dem Elternteil, bei dem das Kind nicht seinen Lebensmittelpunkt hat, folgende Zeiten zum Umgang mit dem Kind zuzusprechen: jedes zweite Wochenende (2 – 2 1 ⁄ 2 Tage), die Hälfte der Schulferien und jeden zweiten Feiertag an den „großen kirchlichen Festen“.

Darüber hinaus gibt es natürlich – im Falle eines gegenseitigen Einvernehmens – auch andere Umgangs-Regelungen. Das Recht ist meist auch nicht das Problem im Zusammenhang mit dem Umgangsrecht, sondern Streitigkeiten, Weigerungen und Verzögerungen bei der Umsetzung des Umgangs. 

Die Trennung von (Ehe)mann oder (Ehe)frau beinhaltet für eine lesbische Frau oder einen schwulen Mann nicht „nur“ das Ende einer längerfristigen Beziehung. Es markiert gleichzeitig auch das Ende des vertrauten (heterosexuellen) Lebens und den Beginn eines vollkommenen (homosexuellen) Neulandes, in dem soziale Diskriminierung und (noch) fehlende Selbstakzeptanz sie ebenso erwarten können wie unvertraute Beziehungs-Strukturen und -Dynamiken, Verhaltens-Kodexe und Rollen-Definitionen.

Die Trennung von (Ehe)mann oder -frau, wenn Kinder vorhanden sind, bedeutet zusätzlich das Ende der bisherigen Familie – mit all den Enttäuschungen und Verunsicherungen, die damit verbunden sind. Hier scheint es darüber hinaus fraglich, ob und wie das „Homo-Neuland“ einen Platz für das eigene Mutter- oder Vatersein und die Beziehung zu den eigenen Kindern bereitstellt.

Bei einer solchen Trennung und der Entscheidung für ein „Neues Leben“ sind sich lesbische Mütter und schwule Väter der Verantwortung bewusst, die sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Kinder tragen. Das sollte jedoch niemanden daran hindern, ein authentisches Leben anzustreben: „Lasst euch von niemandem entmutigen, der euch darauf hinweisen will, dass ihr doch Rücksicht auf die Kinder nehmen solltet!“ – so der Rat einer „spät berufenen“ lesbischen Mutter.

Denn was gibt es Besseres für Kinder als zufriedene Mütter und Väter?

3. Heterosexuelle (Ehe)Partner*innen und das späte Coming-out

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Die Veröffentlichung der eigenen Homosexualität gegenüber der eigenen Ursprungsfamilie und dem aktuellen sozialen Umfeld ist nicht selten mit Auseinandersetzungen und Konflikten verbunden.

„Das familiäre Coming-out verlief ungeplant und ungewollt auf einer Familienfeier. Die gesamte Verwandtschaft war schockiert, meine Mutter tickte aus. Es kam zum kompletten Kontaktabbruch. Die beiden älteren Kinder, damals 7 und 9 Jahre alt, fanden es dagegen cool und meine damalige Freundin war ihnen schon seit Jahren als gute Freundin der Familie bekannt. ... Mit meinem Vater habe ich nie über mein Lesbischsein gesprochen. Meine Mutter hatte es mir verboten, er konnte ja einen Herzanfall bekommen. Bei einem Sonntagsessen sagte er so nebenbei: Gell, du weißt auch, warum es besser ist mit Frauen zu leben.“

Sonja Springer

Die Menschen, die von der neuen Lebenssituation unmittelbar betroffen sind – wie die Partner*innen, Kinder und Eltern – werden selbst einige Zeit brauchen, um mit dieser neuen und durchaus existentiellen Wahrheit umgehen zu lernen.

Wenn ein*e Partner*in in einer langfristigen heterosexuellen Beziehung erfährt, dass seine Frau oder ihr Mann homosexuell ist, beginnt in der Regel ein schwieriger und langwieriger Prozess der Bewältigung dieser Offenbarung. Ein solcher Prozess trägt in Abhängigkeit von vielen Faktoren immer individuelle Züge. Dennoch scheinen einige Stadien charakteristisch zu sein, die alle heterosexuellen Ehepartner*innen anlässlich des Coming-outs ihrer Männer oder Frauen durchlaufen, unabhängig davon, ob das Paar verheiratet bleibt, sich trennt oder scheiden lässt.

Amity Pierce Buxton, die Gründerin des „Straight Spouse Network“ in San Francisco beschreibt eindrücklich, wie Frauen und Männer, die von diesem Geheimnis erfahren, sich über mehrere Jahre durch Gefühle von Wut, Schmerz, Trauer und Angst arbeiten müssen, um schließlich – um einiges stärker und klüger – aus diesem kritischen Lebens-Ereignis hervorgehen zu können. Nur wenn dieser Bewältigungs-Prozess, am besten in Begleitung eines anderen Menschen oder einer Gruppe, durchlaufen wird, kann ein tieferes Verständnis entstehen für die Lebens-Situation als Individuum, Ehefrau/- mann oder geschiedener Co-Elternteil.

Sie beschreibt die folgenden fünf Phasen der Bewältigung des Coming-out durch eine*n heterosexuelle*n (Ehe)Partner*in (2):

  • Schock: Die erste Reaktion ist oft Leugnung, dass so etwas geschehen ist. Zu Zweifel und Orientierungslosigkeit gesellt sich häufig aber auch eine Erleichterung, endlich zu verstehen, warum mit der Ehe etwas nicht stimmte.
  • Sich mit der Wirklichkeit konfrontieren: Die*der Partner*in muss sich mit der Wahrheit konfrontieren und anerkennen, dass der*die Partner*in z. B. eine Affäre hatte mit einem anderen Mann oder einer anderen Frau, und lesbisch, schwul oder bisexuell ist. Sie müssen erkennen, dass ihr Leben sich grundlegend verändert hat und nie wieder so sein wird, wie vorher – auch wenn die Ehe auf- rechterhalten werden sollte.
  • Loslassen: Die eigenen Annahmen und Vorstellungen über die Partnerschaft und die gemeinsame Zukunft müssen losgelassen werden.
  • Heilung: Die eigene Identität und Integrität, der angeschlagene Selbstwert und das häufig angekratzte Wertsystem müssen Zeit und die Erlaubnis erhalten, zu heilen.
  • Neugestaltung: Das eigene Leben wird neu „zusammengesetzt“ und auf der Grundlage eines transformierten Glaubens- und Wertesystems weitergeführt.

In der Schweiz berät das Netzwerk „hetera“ Partnerinnen schwuler Männer und Partner lesbischer Frauen, organisiert Begegnungs-Tage und macht die Öffentlichkeit über eine Homepage und Medienarbeit auf das bisher tabuisierte Thema aufmerksam.

In Deutschland gibt es die Fraueninitiative „tangiert“ für Partnerinnen und Ex-Partnerinnen bi- oder homosexueller Männer. Das Netzwerk will die „Isolation durch das gesellschaftliche Umfeld, in der Gesamtfamilie und Nachbarschaft, im Bekanntenkreis und Beruf mildern“ und sich gegenseitig ermutigen, „Lebensmodelle zu finden und zu realisieren, die flexibler an den individuellen Bedürfnissen orientiert sind als die üblichen Entweder/Oder-Lösungen und sowohl Nähe als auch Distanz zulassen“.

Für heterosexuelle Männer lesbischer Frauen gibt es im deutschsprachigen Raum bislang keine Gruppe. Für lesbische Mütter und schwule Väter ist es sicher empfehlenswert, ihre Partner*innen auf diese Netzwerke hinzuweisen und sie dabei zu unterstützen, Kontakt aufzunehmen.

4. „Wie sag ich‘s meinen Kindern?“ - Kinder und ein spätes Coming-out ihrer Eltern

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Für Kinder, die aus heterosexuellen Beziehungen stammen, stellt das Coming-out eines Elternteils in der Regel einen Stressfaktor dar. Das Alter der Kinder und die Lebens-Situation, in der das Comingout der Mutter oder des Vaters stattfindet, können sich förderlich oder erschwerend auf die Bewältigung des Ereignisses auswirken.

Zum Alter: Für Kinder, die in lesbische oder schwule Familienstrukturen hineingeboren oder als Kleinkind (unter zwei Jahren) in diese aufgenommen werden, ist die Veröffentlichung der Homosexualität ihrer Eltern kein Stressor, denn sie läutet keine Wende in der bisherigen Familiengeschichte ein. Sie wachsen bereits mit dem Wissen um die lesbische oder schwule Identität ihrer Eltern auf.

Sind die Kinder schon erwachsen, wenn Vater oder Mutter ihr Coming-out haben, kann der Umgang damit ebenfalls recht entspannt sein. Schwierig kann es hier werden, wenn sich bei den Kindern ein Gefühl einstellt, „belogen worden zu sein“, da sie „erst jetzt“ etwas davon erfahren. Hier ist es hilfreich, den eigenen Prozess transparent zu machen und die Beweggründe für den jetzigen Zeitpunkt der Offenbarung darzulegen.

Das Jugendalter ist sicher dasjenige Lebensalter, in dem die Kinder den größten Stress mit „von der Norm abweichenden“ Eigenschaften ihrer Eltern haben können. Getreu dem Motto „mehr desselben gibt die Krise“ kann hier ein Coming-out des Elternteils belastend sein, wenn das Kind selbst von seiner eigenen physiologischen, psychischen und emotionalen Entwicklung stark in Anspruch genommen wird. (3)

Bei der Verwirklichung der eigenen Autonomie kommt z. B. der Gruppe der Gleichaltrigen eine große Bedeutung zu. Hier kann Solidarität gemeinsam mit Souveränität geübt werden, z. B. in der Möglichkeit zur Selbstdarstellung und der Verwirklichung von eigenen Zielen getragen von der Gruppe. (4)

Aus diesem Gruppenverband wegen einer Normabweichung herauszufallen, wird im Jugendalter häufig als große Gefahr erlebt. Wenn die jugendlichen Kinder sich in einem Sozialraum orientieren, der Lesben und Schwulen gegenüber eher ablehnend gegenübersteht oder von dem die Kinder es zumindest glauben, kann die Beunruhigung groß sein.

Gleich in welchem Lebensalter ein Kind beim Coming-out seiner Mutter oder seines Vaters ist, letztendlich wird das „Familienklima“ darüber entscheiden, wie die Auseinandersetzung mit dieser fundamentalen Veränderung im Leben einer Familie verläuft. Das Maß an Fürsorge und Liebe, die etablierte Gesprächskultur ebenso wie die Qualität der Beziehungen untereinander sind wesentliche Ressourcen für diesen gemeinsamen Weg, bei dem die Großen wie die Kleinen immer mal für einen richtungsweisenden Wachstums-Impuls gut sein können.

„Ich bin gerade mittendrin. Mittendrin in der Scheidung vom Vater meiner Kinder, mittendrin in meiner neuen Beziehung mit einer wunderbaren Frau, mittendrin im Coming-out, mittendrin im Leben.

Mit meinen Kindern, jetzt 7 und 9 Jahre alt, bin ich vor zwei Jahren ausgezogen. Seit zwei Monaten bin ich frisch verliebt, auch Alea steckt in der Trennung, auch sie hat zwei Kinder (11⁄2 und 3 Jahre alt). Während sie bereits früher schon Frauenbeziehungen lebte, habe ich manchmal davon geträumt. Vor rund 15 Jahren entdeckte ich ein Buch in der Frauenbibliothek mit Portraits von lesbischen Müttern und ihren Familien. Damals dachte ich mir: So will ich auch einmal leben.

Seit einigen Tagen wissen meine Kinder von meiner Beziehung zu Alea. Beim Abendessen fragte mich mein Sohn, ob ich verliebt sei, das Essen sei versalzen. Ich konnte es nicht leugnen. Meine Tochter wollte natürlich sofort wissen, in wen. Ich habe mich versucht herauszureden. Sie wurde ärgerlich: Mama, ich habe dir doch auch gesagt, in wen ich verliebt bin. Stimmt, dachte ich mir. So habe ich ihnen von Alea erzählt. Sie kennen sie bereits seit Jahren und schätzen sie sehr. Meine Tochter: Mama, bist du jetzt hmhm (räuspern). Ich: Was meinst du? Sie: Ja das mit „L“. Ich: Du meinst lesbisch? Damit hat sie mich auf eine Frage verwiesen, die ich für mich noch nicht geklärt habe. Bin ich lesbisch, bi, queer oder sonst was? Braucht es überhaupt eine Bezeichnung für das, was man fühlt und lebt?

Ich wollte und will meinen Freundinnen und Freunden aber von meiner neuen Liebe genauso natürlich erzählen, wie wenn sie Roland, Martin oder Kevin heißen würde. Bis jetzt habe ich nur sehr positive Reaktionen erhalten. Manche waren überrascht, andere sagten, sie hätten vermutet, dass ich mich in eine Frau verlieben werde. Alle freuen sich mit mir und für mich und bestärken mich und Alea, unseren Weg weiterzugehen. Wie der genau aussehen wird, wird sich noch zeigen. Die Väter unserer Kinder werden über unsere Beziehung kaum begeistert sein – Homosexualität ist für beide ein Tabu, eine Sünde und vermutlich werden sie versuchen zu argumentieren, wir würden die Kinder auf unmoralische Wege leiten.“

Alanna

Und die Lebensumstände? Das späte Coming-out mit Kindern ist darüber hinaus meist mit einer Trennung oder Scheidung von einer/einem langjährigen heterosexuellen Partner/in verbunden, mit vielfältigen Folgen: Umzug und finanzielle Einbußen, Änderung der Eltern-Kind-Konstellation, z. B. hinsichtlich Sorgerecht und Lebensmittelpunkt des Kindes, Kontaktfrequenz und Besuchsregelungen. Bedingt durch den Umzug kann ein Schulwechsel notwendig werden, der mit Veränderungen und Einbußen im Freundeskreis der Kinder und generell im sozialen Stütznetz der Familie einhergehen kann.

Solche Veränderungen sind für Kinder lesbischer Mütter oder schwuler Väter eine ebenso große Herausforderung wie für Kinder heterosexueller Eltern, die sich scheiden lassen. Je besser es gelingt, bei diesen Entscheidungen die essentiellen Bedürfnisse aller Beteiligten zu berücksichtigen und je kooperativer diese Entscheidungen umgesetzt werden, desto leichter werden diese Veränderungen zu stemmen sein auch für die Kinder. Ein tragfähiges und unterstützendes soziales Netz ist hier sehr hilfreich. Die Güte des sozialen Netzes zeigt sich häufig erst in kritischen Lebenssituationen, wie einer Scheidung oder einem Coming-out.

„Die meisten Freunde sagten, sie hätten Verständnis, wendeten sich aber dann ab. Mir ist noch ein Freundespaar aus dieser Zeit geblieben ...“

Schwuler Vater

Im Zusammenhang mit dem Coming-out der Eltern – so der Grundtenor psychosozialer Studien – scheint darüber hinaus ein Aspekt wesentlich zu sein: Je versteckter das homosexuelle Leben von Mutter oder Vater gelebt wird, desto größer können die Probleme der Kinder aus Regenbogenfamilien ausfallen. Solche Kinder können in ihrer Umgebung nicht offen über die „wahren“ Familien-Verhältnisse sprechen. Kinder von Eltern, die eine innere Klarheit gegenüber ihrer sexuellen Orientierung entwickelt haben und selbstverständlich damit umgehen, können so früh lernen, dass Anderssein ein konstanter Bestandteil einer geliebten Person ist.

„Ich habe mit meinem Freund im Beisein meines Sohnes telefoniert. Danach fragte er, ob das mein Freund gewesen sei. Ich sagte „Ja“, aber es kam nichts mehr. ... Mir ist meine Homosexualität sehr wichtig. Ich habe aber inzwischen gelernt, dass sie meinem Sohn nicht so wichtig ist. Für meinen Sohn bin ich der Papa.“

Schwuler Vater 

Eine lesbische Mutter sagte in einer Vortragsdiskussion: „Ja, manchmal ärgern die Kinder sich darüber (dass ich lesbisch, also anders bin) und manchmal sind sie gerade darauf stolz.“

Aber auch im Jugendalter kann ein Coming-out entspannt sein, je nach Offenheit des sozialen Umfeldes, dem geteilten Wertesystem und den Konsequenzen, die das Coming-out für das tägliche Leben der Kinder hat. Wenn das Umfeld eher homofreundlich eingestellt ist, Homosexualität nicht als „unerlaubte Abweichung“ bewertet wird, sondern als „eine Art zu Lieben und zu Sein“ und etwa das Outing nicht zu Anfeindungen innerhalb der Familie führt, vielleicht auch kein Umzug mit Schulwechsel droht, kann etwaiger Stress sich auch im Jugendalter in Grenzen halten.

„Ich lebte allein mit meinen Töchtern, die damals 9 und 14 Jahre alt waren und arbeitete 8 Stunden täglich als Krankenschwester ... Wir waren gerade vom Land in die Stadt gezogen, in der die Mädchen in die Schule gingen ... Meiner 14-jährigen Tochter (Katharina) brauchte ich eigentlich nichts zu sagen. Sie verliebte sich ja selbst bereits vor meinem Coming-out in eine Mitschülerin. Für sie war es also keineswegs verwunderlich, dass ich mich plötzlich für Frauen interessierte. Als sie mich eines Tages fragte, ob es denn möglich wäre, dass ich lesbisch sei, brauchte ich nur noch zu antworten. Sie hatte mich ganz gut beobachtet und wir hatten in dieser Zeit auch eine Menge zu lachen.“

Kathrin

Gleich welche günstigen oder weniger günstigen Rahmen-Bedingungen bei einem Coming-out den Kindern gegenüber gegeben sind, einen großen Einfluss haben Eltern, indem sie ein sinnvolles Vorgehen wählen. Dieses Vorgehen ist immer auch vom Einzelfall abhängig und – wie die Beispiele zeigen – so vielfältig wie die Kinder selbst.

Dennoch gibt es ein paar Tipps, die unabhängig vom konkreten Gegenüber eine gute Orientierung beim Gespräch mit den Kindern geben können.

„Was ist gut zu wissen, wenn ich meinen Kindern sagen will, dass ich lesbisch oder schwul bin“?- Tipps für Eltern beim Coming-Out den Kindern gegenüber

Es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, in Ruhe darüber nachzudenken, wie „spät berufene“ lesbische Mütter und schwule Väter ihre neue Erkenntnis über sich selbst am besten mit ihren Kindern teilen und über die damit verbundenen Veränderungen sprechen wollen.

Von dem nordamerikanischen Netzwerk COLAGE, in dem sich die Kinder homo- und bisexueller sowie transgeschechtlicher Eltern organisieren, wurden Tipps herausgegeben, die Eltern bei ihrem Coming-out gegenüber ihren Kindern helfen sollen. Dort heißt es: „Hier bei COLAGE glauben wir, dass wir Kinder wirklich die Wahrheit über die sexuelle Orientierung unserer Eltern wissen wollen. Normalerweise haben wir schon so eine Ahnung, bevor ihr zum ersten Mal mit uns darüber redet! Doch dass wir es gerne wissen wollen, heißt nicht automatisch, dass wir alle vor Freude außer uns sind über die Neuigkeiten, besonders am Anfang. Es kann große Veränderungen in unserem Leben bedeuten, besonders wenn eine Scheidung oder eine Trennung damit verbunden ist.“

Die Tipps dieser Kinder für das späte Coming-out lesbischer Mütter und schwuler Väter sind so umfassend und gut, dass gar keine neuen „erfunden werden“ mussten:

1. Es ist nie zu früh für das Coming-out gegenüber Ihren Kindern!

Kinder begreifen Liebe. Wofür sie jedoch kein Verständnis haben, sind Täuschungen und Versteckspiele Eltern werden ist nicht schwer?

Und ... es ist nie zu spät für das Coming-out gegenüber Ihren Kindern!

Es gibt Männer und Frauen, deren Eltern sich ihnen gegenüber erst geoutet haben, als sie selbst bereits in den Vierzigern waren. Rätsel konnten plötzlich gelöst werden und fehlende Puzzleteile komplettierten ein endlich stimmiges Bild ihrer Familie. Die Wahrheit zu erfahren, ist für Kinder meist eine Erleichterung, gleich in welchem Alter sie sind.

2. Sprechen Sie mit Ihren Kindern an einem privaten Ort, an dem die Nachricht Aufmerksamkeit erhalten kann und vertraulich bleibt.

Es ihnen beim Sonntagsessen im Lieblingsitaliener zu erzählen, wäre keine gute Idee.

3. Sorgen Sie dafür, dass genügend Zeit für ein anschließendes Gespräch zur Verfügung steht, wenn es notwendig sein sollte.

Wenn die Kinder z. B. das Wochenende mit Ihnen verbringen, sollten Sie schon am Samstagmorgen mit ihnen sprechen und nicht erst auf den letzten Drücker vor ihrer Rückfahrt am Sonntagabend.

4. Wenn Sie unsicher sind, wie genau Sie es den Kindern sagen sollen, schreiben Sie es einfach auf und machen einen „Probelauf“ mit einem/einer Freund/in.

5. Kinder reagieren sehr unterschiedlich auf das Coming-out ihrer Eltern.

Einige werden etwas Zeit und Raum brauchen, um für sich alleine die Neuigkeiten zu verarbeiten. Andere werden eine Million Fragen haben. Wieder andere werden erst einmal überhaupt keine Reaktion zeigen. Gleich wie Ihre Kinder auf Ihr Coming-out reagieren werden, respektieren Sie den Prozess, den Ihre Kinder nun selbst durchlaufen müssen.

6. Hören Sie zu und stellen Sie Fragen.

Machen Sie Ihren Kindern Gesprächsangebote. Sie können sie z. B. fragen, was sie über Lesben und Schwule wissen und davon halten. Solche Fragen können als Ausgangspunkt genutzt werden für ein Gespräch über sexuelle Orientierungen im Allgemeinen und über etwaige Vermutungen, die die Kinder vielleicht im Zusammenhang mit Ihnen hatten. Achten Sie auf die Signale ihrer Kinder. Lassen Sie ihnen die Zeit, die Sie brauchen. Bleiben Sie offen und im Gespräch.

7. Sprechen Sie mit Ihren Kindern über Homosexualität in einer Weise, die dem Alter der Kinder angemessen ist.

Bitte glauben Sie nicht, dass Ihr Coming-out den Kindern gegenüber der Startschuss ist für die Große „Was wir schon immer über Sex wissen wollten“-Debatte.

Sprechen Sie über Ihre „sexuelle Orientierung“, indem Sie den Kindern beschreiben, wie Sie Gefühle der Liebe und der Fürsorge bei sich entdeckten verbunden mit einer zunehmenden Anziehung und Sehnsucht nach einem Menschen desselben Geschlechts. Wenn Sie eine/n Liebste/n haben und Sie sich damit wohlfühlen, diese Information mit Ihren Kindern zu teilen, ist es eine gute Idee, Ihren Kindern Ihre Gefühle zu erklären im Zusammenhang mit diesem konkreten Menschen. Vielleicht kennen Sie Ihre/n Freund/in sogar. Ein anderer Mensch macht das Ganze konkreter – weniger abstrakt und (be)greifbarer.

8. Machen Sie sich klar, dass Ihre sexuelle Orientierung nicht etwa einmal auf den Tisch kommt und es damit „gut ist“. Sie wird lebenslang ein Thema Ihrer gemeinsamen Gespräche bleiben.

Die Gedanken, Gefühle und Fragen Ihrer Kinder werden weiter bestehen und sich verändern, wenn die Kinder älter werden. In diesem Monat ist ihnen das Ganze vollkommen egal, im nächsten haben sie vielleicht Angst, sind wütend oder fühlen sich gedemütigt, im nächsten Jahr platzen sie vor Fragen ... Bleiben Sie einfach im Gespräch mit Ihren Kindern. Der Trick besteht darin, im Gespräch zu bleiben, ohne den Eindruck zu erwecken, die ganze Zeit nur über das EINE reden zu wollen. Doch glauben Sie uns: Im Zweifelsfall ist es besser, Sie gehen Ihren Kinder damit auf die Nerven, denn das Thema kommt zu selten auf den Tisch.

9. Lassen Sie Ihr Kind wissen: „Ganz gleich was passiert, ich liebe dich!“

Ihre Kinder werden wahrscheinlich befürchten, dass Sie nicht länger die gleichen Interessen teilen oder Sie irgendwie „anders sein“ werden als vor ihrem Coming-out.

Während eines späten Coming-out erleben einige Eltern so etwas wie eine „zweite Jugend“. Lassen Sie Ihre Kinder wissen, dass Sie glücklich sind und Sie einen ganz neuen Aspekt Ihres Lebens genießen UND dass – gleich was passiert – die Kinder die Nummer Eins in Ihrem Leben bleiben werden! Und dann beweisen Sie es, indem Sie gleichmäßig achtsam und im Gespräch bleiben.

10. Helfen Sie Ihren Kindern dabei, etwaige Stereotype und Vorurteile über Lesben und Schwule zu überwinden.

Wenn Ihre Kinder schon andere Schwule und Lesben kennen – stellen Sie Vergleiche an zwischen diesen und Ihnen selbst. Wenn die Kinder keine anderen Lesben und Schwule kennen, sprechen Sie mit ihnen über die Dinge, die für Sie auf der Hand liegen, wie „nicht alle Schwule sind Friseure und nicht alle Balletttänzer oder Stewards schwul“. Nennen Sie Beispiele berühmter Personen, die Ihre Kinder toll finden, und die lesbisch oder schwul sind oder waren.

Es kann sein, dass Ihre Kinder sich heimlich Sorgen machen, dass Ihre ganze Persönlichkeit sich jetzt, wo Sie lesbisch oder schwul sind, verändert. Versichern Sie ihnen, dass Sie nach wie vor Sie selbst sind. Schwul oder lesbisch zu sein ist einfach nur ein weiteres Merkmal, dass zu Ihrer Persönlichkeit hinzukommt. Es gibt nicht eine spezielle Art, wie Lesben oder Schwule zu sein haben oder sich verhalten müssen.

11. Geben Sie Ihren Kindern die Möglichkeit, mit anderen Erwachsenen ins Gespräch zu kommen, bei denen sie Unterstützung finden können.

Vielleicht haben Ihre Kinder derzeit Angst, Sie zu verletzen und halten teilweise mit den eigenen Gefühlen hinterm Berg. Für Ihre Kinder kann es eine Erleichterung sein, Ihre Gefühle gegenüber einem anderen Erwachsenen zum Ausdruck zu bringen, der gut mit der aktuellen Situation umgehen kann.

Erleben Sie derzeit einen Ihrer Elternteile, Geschwister oder Freunde oder Freundinnen als besonders unterstützend? Oder vielleicht gibt es einen anderen Erwachsenen, dem Sie hier vertrauen? Dann richten Sie es doch so ein, dass die Kinder Zeit mit dieser Person verbringen, sodass sich die Gelegenheit zu einem Gespräch „unter vier Augen“ bietet.

12. Vielleicht sind Ihre Kinder selbst schwul oder lesbisch; vielleicht sind sie aber auch heterosexuell.

Welche sexuelle Orientierung Ihre Kinder haben (werden), sagt nichts über Ihre Qualität als Eltern aus. Die Kinder werden weder ihr Leben lang das Eingehen fester Bindungen meiden noch homophob werden, weil sie ein spätes Coming-out ihrer Mutter oder ihres Vaters miterlebt haben. Wenn Ihre Kinder – trotz Ihres überzeugenden Vorbilds – heterosexuell werden, entspannen Sie sich: Sie haben nichts falsch gemacht! Unterstützen Sie Ihre Kinder bei Ihrer Suche nach der eigenen sexuellen Orientierung so ergebnisoffen, wie Sie es sich selbst von Ihren Eltern gewünscht hätten.

13. Respektieren Sie die Wünsche Ihrer Kinder, wie, wann und wem sie von ihrer lesbischen Mutter oder ihrem schwulen Vater erzählen wollen.

Gestatten Sie Ihren Kindern, in ihrer eigenen Geschwindigkeit Freund*innen, Mitschüler*innen und anderen wichtigen Menschen in ihrem Leben die „Neuigkeit“ mitzuteilen. Erkennen Sie an, dass sich nun Ihre Kinder in einem Coming-out-Prozess befinden – mit der Freude und der Last der Offenbarung.

14. Abschließend der wichtigste Rat: Stellen Sie für Ihre Kinder Kontakt her mit anderen Kindern lesbischer Mütter und schwuler Väter.

Psychosoziale Studien zeigen, dass Kinder, die erfahren, dass es andere Kinder lesbischer Mütter und schwuler Väter gibt und sich mit ihnen austauschen können, weniger Stress mit ihrem „neuen“ Familienhintergrund haben. Schließen Sie sich z.B. einer ilse-Gruppe an (Initiative lesbischer und schwuler Eltern im LSVD oder gründen Sie eine eigene, wenn es in Ihrer Nähe noch keine gibt.

5. Spätes Coming-out als transgeschlechtlich / transsexuell

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Die erste Studie zur Lebenssituation transsexueller Menschen in NRW berichtete 2012 (5), dass trans* Menschen mit multiplen Belastungs-Situationen und Problemen in verschiedenen Lebensbereichen konfrontiert sind.

Die Reaktionen in Familie, Partnerschaft und Umfeld fallen sehr unterschiedlich aus und können bis zur Ausgrenzung, dem Verlust des Arbeitsplatzes, erheblichen finanziellen Einbußen und gesundheitlichen Problemen reichen. Dennoch berichten alle Interviewten, dass sie diesen Weg wieder gehen würden. Die nachhaltige Verbesserung ihrer Lebensqualität durch das offene Leben der eigenen Geschlechtsidentität überwiegt die mit der Transition verbundenen Nachteile. (für neuere Ergebnisse siehe die Studie der EU-Grundrechteagentur von 2020: Coming-out, Transition, Offenheit und Diskriminierung im Alltag, Erfahrungen mit Hasskriminalität. Erfahrungen von trans* Menschen in Deutschland)

Transition meint dabei den Prozess der äußerlichen, körperlichen und/oder rechtlichen Angleichung an die Geschlechtsidentität. Wenn eine Transition in eine bestehende Partnerschaft mit Kindern fällt, berichtet die Studie von speziellen Dynamiken, mit denen die Paare umgehen müssen. Hier gibt es durchaus Unterschiede, je nachdem in welche „Richtung“ die Transition vorgenommen wird.

Erfahrungen von trans* Frauen

Trans* Frauen berichten eindrucksvoll davon, wie sich ihr Prozess über viele Jahre hingezogen hat. In der Studie lebten sie häufig in sehr konventionellen Beziehungs-Strukturen, die ihnen ein hohes Maß an Verpflichtung auferlegte und die durch die Geburt von Kindern immer wieder verstärkt wurden.

Zwei trans* Frauen beschrieben es in der NRW-Studie wie folgt:

„Es war immer so, ich zeige was [von mir], dann ist meine Frau wieder schwanger, na gut, dann wieder zurück.“

„Dann wenig später, ein Jahr später, da war mein ältester Sohn schon auf der Welt, und dann gab es irgendwelche Berichte über Transsexuelle in der Zeitung, da taucht immer mal wieder was auf, und das habe ich, das ist mir nie entgangen… und da habe ich gedacht, jaja, jetzt biste frisch verheiratet, hast ein kleines Kind, hast Verantwortung, es hängt alles an deinem Einkommen, wenn du jetzt ein paar Jahre jünger gewesen wärst, so in dem Klima während der Promotion im Institut, da wäre sicher eine gute Zeit dafür gewesen, aber jetzt ist es vorbei, jetzt muss es vorwärts gehen.“

Es bedurfte eines sehr hohen inneren Leidensdrucks, um sich aus der Verantwortung als „Ernährer, Vater und Ehemann“ zu lösen und den Weg der Transition einzuschlagen.

Die Studie berichtet davon, dass trans* Frauen, auch wenn ihre Partnerinnen ihre gefühlte Geschlechtsidentität nicht oder nur begrenzt unterstützen und akzeptieren, dennoch häufig die Beziehungen aufrechterhalten, sei es – wie in den Interviews berichtet – aus Pflichtgefühl, Schuldbewusstsein, der Sorge, allein zu bleiben oder aus gleichbleibender Liebe zu ihrer Frau.

Rat für den Partner/die Partnerin

Nimm dir Zeit! Dein(e) trans... Partner(in) hat viele Jahre gebraucht, sich selbst zu verstehen. Auch du brauchst Zeit, dich an etwas zu gewöhnen, was nicht alltäglich ist. Suche Kontakt zu anderen trans* Familien auf. Andere Partner/ Partnerinnen haben ähnliches erlebt und ihr könnt eure Erfahrungen teilen. Es tut gut, zu spüren, dass man nicht allein ist. Eine Transition ist wohl selten, aber doch etwas völlig normales. Trans* Menschen gibt es, seitdem es Menschen gibt. Dein(e) trans* Partner(in) bleibt der gleiche Mensch wie vorher, nur glücklicher und in sich stimmiger und doch ändert sich so viel für euch in eurer Beziehung miteinander und für eure Familie.

Vielleicht hast du dir nie vorstellen können in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung zu leben. Probiere es aus! Es ist derselbe Mensch, in den du dich damals verliebt hast. Nach einer Zeit der Überganges wird wieder ein ganz normales Leben möglich sein, es wird nur anders sein als vorher. Möglich, dass ihr nicht als Paar zusammen bleiben werdet, aber versucht es. Es gibt keine Sicherheit, dass eine Beziehung die Transition eines der beiden Partner übersteht. Es gibt aber auch keinen Zwang, dass die Beziehung daran zugrunde gehen muss. Suche dir auch psychologische Begleitung, die dich bei den vielen Ungewissheiten und Brüchen während des Coming-outs und der Transition unterstützt.“

Mona & Ulrike

Erfahrungen von trans* Männern

Trans* Männer befinden sich weitaus seltener in sehr konventionellen Beziehungs-Strukturen, auch wenn sie während der Ehe Mutter werden. Sie sind in ihrem trans* Coming-out freier und es erfolgt häufig in jüngeren Jahren. Wenn ihre Geschlechtsidentität nicht oder nur begrenzt durch ihren Partner unterstützt und akzeptiert wird, beenden sie häufiger die Beziehung.

Anders als trans* Frauen laufen trans* Männer nach der Transition weniger stark Gefahr, ihre Anstellung zu verlieren. Darüber hinaus ist zu vermuten, dass sie durch ihren Wandel in einen Vertreter desjenigen Geschlechts, dem in unserer Kultur immer noch ein höherer Status zuerkannt wird, weniger soziale Einbußen erleben werden.

Als (gleichgeschlechtliches) Paar zusammenbleiben?

Wenn die Partnerinnen und Partner die neue Geschlechtsidentität des trans* Menschen akzeptieren, stellt sich die Frage, ob das Paar zusammenbleiben will und wie sie die verschiedenen Ebenen einer Partnerschaft leben wollen. Leider kann uns die NRW-Studie keinen Eindruck davon vermitteln, wie häufig Partnerschaften nach einer Transition bestehen bleiben

Vielleicht geben uns hier die Ergebnisse einer entsprechenden amerikanischen Studie eine Orientierung. Die National Gay and Lesbian Task Force hat gemeinsam mit dem National Center for Transgender Equality 2010/11 eine Befragung bei über 6.000 trans* und „gender non-conforming“ Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet der USA durchgeführt. (6)

Hier zeigte sich, dass mit 55 % mehr als die Hälfte aller Partnerschaften nach einer Transition aufrechterhalten werden. Es gibt jedoch einen deutlichen Alters-Effekt. Je früher die Beteiligten den Mut zur Transition finden, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Partnerschaft Bestand hat. Kam es z. B erst im Alter von 45–54 Jahren zur Transition, blieben nur noch 36 % der Paare zusammen. Dieser Alterseffekt fiel besonders deutlich bei trans* Frauen aus.

Nur wenn der trans* Mann bzw. die trans* Frau als Sexualpartner*in weiterhin attraktiv bleibt, wird die Beziehung in vollem Umfang bestehen bleiben können. Wenn dies nicht möglich ist, werden Partnerschaften als Freundschaften gelebt, denen ebenfalls eine große Bedeutung auf dem weiteren Lebensweg zukommt.

Wenn Kinder vorhanden sind, bleibt auf jeden Fall die gemeinsame Elternschaft. Wie sich das Miteinander als Eltern auch nach einer Trennung gestaltet, hängt wohl im Wesentlichen davon ab, wie die Ex-Partner*innen die für sie neue Geschlechtsidentität akzeptieren und auch gegenüber den Kindern mittragen können.

Wenn die Partnerschaft nicht weitergeführt wurde, wurden in der Studie aus den USA davon berichtet, dass bei jedem dritten transgeschlechtlichem Elternteil der Umgang mit den Kindern durch den Ex-Partner oder die Ex-Partnerin stark erschwert wurde.

Wie reagieren die Kinder auf das trans* Coming-out eines Elternteils?

Die NRW-Studie legt nahe, dass Kinder die mit der Transition verbundenen Herausforderungen am besten bewältigen, je jünger sie sind und je unterstützender beide Elternteile sind. Neben den Veränderungen durch die für sie neue Geschlechtsidentität ihrer Mutter oder ihres Vaters und die damit einhergehenden Reaktionen des familiären und eigenen Umfeldes (Peer-Gruppe), müssen die Kinder mit den Veränderungen im Familiengefüge umzugehen lernen.

„Für ihn [10-jähriger Sohn] war das natürlich erst doof, aber er hat sich doch recht schnell daran gewöhnt. Für ihn ist es jetzt einfach so, er hat zwei Papas. Er selber hat sehr viel Angst gehabt, dass seine Freunde ihn deswegen diskriminieren. Das ist aber nicht passiert, bis auf einen und dem hat er gesagt […]: ‚Mein Vater ist transsexuell‘, und gut war es. Er ist niemals deswegen geärgert worden oder diskriminiert worden. Nun ist er gut 10 Jahre alt, Kinder in dem Alter haben noch kein großes Geschlechterverhältnis. Ich weiß nicht, ob es nochmal ein Thema wird, wenn er älter wird, aber im Moment ist es kein Problem gewesen.“

trans* Mann, zit. in der NRW-Studie 2012

„Also die Ausgrenzung ist sehr real gewesen und der Spott, den die Kinder da erleiden mussten, das war richtig heftig. Wenn über den Schulhof dann geschrien wird: ‚Dein Vater ist eine Transe‘ und das jeden Tag und die Pausenaufsicht bekommt angeblich nichts mit...“ 

trans* Frau, zit. in der NRW-Studie 2012

Ebenso wie bei einem späten Coming-out einer lesbischen Mutter oder eines schwulen Vaters scheint die Pubertät das denkbar schwierigste Alter für einen konstruktiven Umgang mit der Transition eines Elternteils zu sein. Doch hier können wir Entwarnung geben: Die meisten Kinder finden unabhängig von ihrem Alter zum Zeitpunkt der Transition irgendwann einen Weg, den neuen Vater oder die neuen Mutter anzunehmen.

„Eine Empfehlung: Wissen die Kinder es schon / ahnen die Kinder schon etwas? Gut. Wenn nicht, nehmt euch Zeit dafür und erzählt es ihnen möglichst bald. Kinder können sehr schnell spüren, dass Papa als Frau glücklicher ist, dass Mama als Mann glücklicher ist. Wenn die Kinder in der Pubertät sind, wird es sie mehr verunsichern, da sie in dieser Zeit selber ihre eigene Identität suchen. Aber kein Kind wird transsexuell, weil der Papa jetzt als Frau lebt. Seid für die Kinder da, sucht den Kontakt, auch wenn es schwierig ist und auch wenn ihr in der Zeit sehr mit euch beschäftigt seid. Ihr seid weiter ihre Eltern.“

Mona & Ulrike

Die positive Tendenz wird in der erwähnten US-amerikanischen Studie bestätigt: Jede(r) zweite Befragte berichtete davon, dass die Beziehung zu den Kindern sich nicht verändert hat oder höchstens etwas besser geworden ist. Ein Viertel der Befragten erlebte sogar eine klare Verbesserung in der Beziehung zu ihren Kindern.

6. Drei Erfahrungsberichte zum späten Coming-out

Eine lesbische Mutter, ein schwuler Vater und eine trans* Frau gewähren einen sehr anschaulichen Einblick in die Schatten- und Lichtseiten ihres späten Coming-outs.

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Bericht eines schwulen Vaters – Er ist heute 41 Jahre alt, lebt mit seinem Freund seit acht Jahren in Bremen zusammen und hat einen 15-jährigen Sohn.

„Wo fange ich am besten an? Ganz vorne, ja ...Ich war verheiratet ... 10 Jahre lang. Ich habe meine Ex-Frau kennengelernt, als ich 17 und sie 15 Jahre alt war. Wir sind durch Freunde verkuppelt worden. Ich war damals äußerst schüchtern und verschlossen. Ich habe bei dem allen gedacht, dass muss alles so sein. Ich will nicht sagen, dass es mir am Anfang keinen Spaß gemacht hat ... aber es war auch nicht das Wahre! Und ja: Ich habe mir lieber die Herrenunterwäscheseite im Otto-Katalog angesehen, aber ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass ich schw ... (dieses Wort schon!) sein könnte. Mein Leben war von mir selber verplant: heiraten, ein Jahr später Kind, mit spätestens 30 ein Haus, mit 55 in Rente.

Mit 30 war mein Leben eigentlich perfekt. Ich hatte bislang alles erreicht: Mein Sohn war mein Leben, mit meiner damaligen Frau gab es niemals Streit (Freunde wunderten sich immer, wie harmonisch es bei uns war), wir hatten einen netten Freundeskreis, flogen einmal im Jahr in den Süden ... eben ein glückliches normales Leben.

Ich muss so 31/32 gewesen sein, da veränderte ich mich. Rein äußerlich hatte ich einen kompletten Imagewechsel. Brille wurde durch Kontaktlinsen ersetzt, Schnurrbart wurde abrasiert, modisches Zeug wurde gekauft ... alles nur äußerliche Merkmale und ich selber wusste auch nicht, was los war. Ich hatte keine Lust mehr, nach Hause zu gehen und hielt mich lange in der Stadt auf.

Ich tat in keinster Weise etwas Unanständiges: Ich sah mir T-Shirts, Hemden und Hosen an, beobachtete die Preis-Reduzierungen und kaufte mir die Dinge, die ich seit Tagen/ Wochen im Blick hatte, zum günstigen Preis ... und solange sie noch da waren. Freunde und Verwandte waren begeistert von meiner langsamen Wandlung (das alles hat sich ja nicht innerhalb von drei Tagen abgespielt). Irgendwann bekam ich dann Depressionen. Oft sagte ich zu meinem Sohn: ‚Der Papa ist traurig‘. Wusste selber nicht, warum.

Ende 1998, also schon im Dezember, da ... war ich in der Stadt wieder bummeln und lernte zufällig einen jungen Mann kennen, der mir sympathisch war, offensichtlich auch schwul, aber nicht aufdringlich. Der fragte nur, ob ich einen Kaffee mit ihm trinken wollte. Gott, hatte ich Angst: dachte ich doch, der Kerl würde mich an der nächsten Ecke aufschlitzen oder so. Wir sind also ins Cafe, haben uns nett unterhalten, und haben uns dann wieder getrennt. Mehr nicht!

Danach kam ich nicht zur Ruhe. Ich glaubte, ich hätte mich verliebt. Bald suchte ich ihn, versuchte aus dem mir Erzählten herauszufinden, wo er wohnt. Rief sämtliche Telefonauskünfte an und ließ mich in viele Haushalte verbinden, um ihn irgendwann zu hören. Leider vergeblich. Selbst Anzeigen in Zeitungen halfen nichts. Aber die Träume und Gedanken an ihn hörten nicht auf. Ich muss dazu sagen, dass ich all dieses ja heimlich machen musste. Und ich hatte bislang keine Heimlichkeiten vor meiner Frau gehabt! Und noch eines sei erwähnt: Mir wäre zu diesem Zeitpunkt nie der Gedanke gekommen, ich sei schwul. Nein, nicht der Ansatz des Gedankens.

Im Januar 1999 traf ich den jungen Mann dann zufällig wieder. Ich erzählte ihm alles und er war angetan von meinen Bemühungen. Wir verabredeten und trafen uns dann ein paar Tage später. Dort kam es dann zu meinem ersten körperlichen Kontakt mit einem Mann. Es war aufregend. Es war schön. Ich fühlte mich dabei schlecht. Ganz komisch war an dieser ganzen Lage, dass ich alle meine Handlungen verdrängte, sobald ich nach Hause fuhr. Meine Ex sagte einmal, ich hätte sie betrogen und ich denke noch heute darüber nach, ob es ein Betrug ihr gegenüber war ... wie konnte es, wo ich doch nichts mehr wusste? Eine Streitfrage, die ich noch nicht beantwortet habe.

Im März war es dann soweit: Die Stimmung bei uns zu Hause wurde immer schlechter und meine Frau, sonst geduldig mit mir und meinen depressiven Phasen, fragte eines Tages, ob ich sie noch liebe. Ich antwortete für sie völlig überraschend, dass ich es nicht wüsste. Und das war die Wahrheit. Sie rannte ins Schlafzimmer, ich folgte ihr, ich tröstete sie ... (es fällt mir immer noch schwer, daran zurückzudenken) und sie fragte, ob ich eine andere hätte. Wieder ein Augenblick, wo ich hätte kneifen können. Ich sagte ihr, dass ich einen Mann kennengelernt hätte. Völliger Zusammenbruch ihrerseits und der Spruch: ‚Gegen einen Mann habe ich keine Chance.‘

Trotzdem versuchten wir nach dem ersten Schock die Lage zu analysieren und Alternativen zu finden. Damals konnte ich nicht sagen, was ich war. Ich wusste es nicht. Also sind wir zu den diversen Beratungsstellen (Pro Familia, Rat & Tat etc.). Und jedes Mal habe ich gehofft, die Experten sagen mir, dass ich bisexuell wäre. In meinem kranken Hirn dachte ich, dass dieses die Rettung wäre und ich mich dann natürlich für ein Leben mit meiner Frau entscheiden würde.

Meine Gedanken kann ich gar nicht mehr aufschreiben, denn sie kreisten in meinem Kopf, gingen ins nirgendwo, um an einer anderen Ecke wieder aufzutauchen. Es war die pure Verzweiflung, man will nur Sicherheit seiner Gefühle und Gedanken, dabei ist man aber ganz auf sich gestellt. Niemand kann einem sagen, ob man schwul ist. Da gibt es keinen Test. Der prägnante Gedanke damals war sicher dieser: ‚Wenn ich schwul bin, dann will ich es nicht heimlich sein. Das bin ich meinem Sohn schuldig.‘ Also habe ich meine Frau gebeten, mich gehen zu lassen.

Meine Frau konnte das nicht verwinden und so kamen schreckliche Kämpfe vor Gericht mit den Anwälten ... und leider auch mit meinem Sohn. Gerichtlich konnte ich klären, dass mein Sohn nicht nur alle 14 Tage übers Wochenende bei mir war, sondern auch einmal wochentags plus Übernachtung. Die Hälfte der Ferien war er ebenfalls bei mir. Und ich hatte eine Wohnung in direkter Nähe meines Hauses, ohne zu nah an der Ex dran zu sein.

So konnte mein Sohn zwischen seiner Mutter und mir wechseln, ohne sein soziales Umfeld wechseln zu müssen. Leider musste jede Kleinigkeit mühsam erstritten werden. Dabei habe ich bestimmt auch Fehler gemacht. Aber der Aggressor war meine Ex, die laut ihrer Aussage ‚mich fertig machen wollte‘. Ich reagierte schließlich, als mir die Luft wegblieb.

Mein Sohn wusste bereits mit 7 Jahren, dass ich Männer liebe. Ich stellte ihm meinen Freund vor und das war es dann. Mit 7 Jahren stellen Kinder noch keine großen Fragen und ich hatte bestimmt mehr Sorgen und Gedanken als mein Sohn. Irgendwann lernte er dann meinen zweiten Freund kennen und wir zogen eine Straße weiter in ein Mietshaus. Wenig später schafften wir uns ein gemeinsames Haus an, natürlich wieder in diesem Stadtteil.

Leider ist inzwischen meine Ex-Frau mitsamt dem Sohn 55 km weit weg gezogen, aber trotzdem sehe ich ihn einmal in der Woche samt Übernachtung und alle 14 Tage am Wochenende. Er ist inzwischen 15 Jahre alt und wir kommen immer besser miteinander klar. Ich hatte Sorge, dass sich mit seiner Pubertät Konflikte einstellen, aber im Gegenteil: Unser Verhältnis wird immer inniger. Und wenn ich mir jetzt diese Geschichte noch einmal durchlese, kommt mir der Gedanke ‚Ja, dafür hat sich der Weg gelohnt!’“

Ein Bericht von Kathrin – Sie ist heute 39 Jahre alt und eine lesbische Mutter von zwei Kindern.

„Die erste Frau, die neben mir einschlief, war die äußerst attraktive Hebamme meiner jüngeren Tochter. Wir hatten schon im Kreißsaal viel zu reden und zu lachen gehabt, und weil ich nicht schlafen konnte neben dieser Schönen, hab` ich ihr beim Schlafen zugesehen und mir überlegt, was sie wohl tun würde, wenn ich sie einfach küsse ...

Da ich es aber nicht tat, blieben wir weiterhin befreundet und ich war als berufstätige, alleinerziehende Mutter zweier Kinder auch relativ schnell wieder abgelenkt. Ich fand zwar Frauen schon damals attraktiver und begehrenswerter als Männer, aber ich zweifelte nicht daran, dass alle Frauen so empfanden. Meine Versuche, mit Männern zu leben, scheiterten allerdings auch in den folgenden acht Jahren komplett.

Irgendwann hatte ich es satt, meine geheimen Wünsche weiter zu pflegen, und ich beschloss, in meiner näheren Umgebung und im Internet nach lesbischen Frauen zu suchen, mit denen ich mich treffen konnte. Die fanden sich nach näherem Hinsehen sehr schnell, und seitdem gab es nicht den geringsten Zweifel für mich: Den Vorzug gebe ich hundertprozentig Frauen, und etwas anderes kann ich mir nicht mehr vorstellen.

Die Erste, mit der ich sprach, war meine beste Freundin, die ich bereits seit 25 Jahren kannte, und es war in Ordnung für sie. Das Einzige, was sie von meiner damaligen Partnerin forderte: ‚Mach`sie mir glücklich!‘

Selbst meine Kolleg(inn)en bekamen die Wahrheit sofort präsentiert, wenn sie neugierig nachfragten, ob es in meinem Leben nicht mal wieder einen Mann gäbe ... meine Brüder meinten schmunzelnd: ‚Ach nee!‘ Und was die Lehrer/innen meiner Töchter betraf, da nahm ich die ersten Jahre Rücksicht auf die nicht geoutete Frau an meiner Seite. Irgendwann war es ihr dann aber auch egal und es gab auch in der Schule keine Ausreden mehr. Die letzten, mit denen ich sprach, waren meine Eltern, und seitdem herrscht zwischen uns betretenes Schweigen zu diesem Thema.

Meine Freunde und Bekannten waren zwar teilweise verwundert oder irritiert, nachdem ich mich outete, aber keineswegs negativ gestimmt. Eine Ausnahme war ein entfernter Freund, der sich als Stalker entpuppte, nachdem ich ihm sagte, warum er als Mann für mich niemals infrage käme. Er wollte ‚für uns alle nur das Beste‘ und machte uns bis zu einer Gerichts-Verhandlung das Leben ziemlich schwer. Er stellte unsere Sexualität auf pornografische Art und Weise vor sämtlichen Nachbarn und Kollegen zur Schau und wollte uns alle ‚auf den richtigen Weg zurückbringen‘, auch zum Wohl der Kinder. Die Polizei war in dieser Zeit keine große Hilfe für uns, und wir fühlten uns ziemlich bloßgestellt und machtlos.

Meine Eltern setzten sich mit diesem Mann auch noch an einen Tisch und unterhielten sich mit ihm, was sie mit mir in dieser Zeit nicht mehr taten. Er war ganz ihrer Meinung, bis auch sie nach kurzer Zeit die Polizei einschalten mussten, weil er ihnen drohte, sie belästigte und meine Eltern aufforderte, doch auf mich einzuwirken. Der Kontakt zu meinen Eltern, den Großeltern der Kinder, ist zeitweise fast völlig abgebrochen. Wir stießen auf absolutes Unverständnis, bekamen Vorwürfe über Vorwürfe, und die Kinder versuchten vergeblich, Partei für die Liebe ihrer Mutter zu ergreifen. Es herrschte zeitweise absolute Funkstille. Auch heute beschränkt sich dieser Kontakt auf ein paar Höflichkeits-Besuche im Jahr, da wir uns nichts mehr zu sagen haben.

Die 9-jährige Marie ertappte meine Freundin und mich dürftig bekleidet, weil sie zeitiger aus der Schule kam und plötzlich im Schlafzimmer stand, auch da wäre leugnen zwecklos gewesen. Wir stellten sofort klar, dass es in meinem Leben keine Männer mehr geben würde und ich stattdessen Frauen liebte. Meiner 14-jährigen Tochter (Katharina) brauchte ich eigentlich nichts zu sagen. Sie verliebte sich selbst bereits vor meinem Coming-out in eine Mitschülerin.

„Wann man noch aktiv werden muss, ist, wenn die eigene Mutter plötzlich beim Bügeln Filme anschaut, in denen sich Frauen sehnsuchtsvoll in die Augen sehen, um sich irgendwann gegen Ende des Films seufzend in die Arme zu fallen und leidenschaftlich zu küssen. Und vor allem, wenn sie immer wieder zu denselben Szenen zurückspult und dabei einen so weichen Gesichtsausdruck bekommt. Vor drei oder vier Jahren kam es vor, dass Katharina Kathrin dabei immer wieder ertappte. ‚Ich hab mich schon gewundert und sie schließlich gefragt: Was ist denn mit dir los, Mutti, wieso guckst du denn so was? Na ja und sie sagte, dass sie sich eben auch vorstellen könnte, dass das etwas für sie wäre.‘

Katharina findet das äußerst aufregend. Sie ist überrascht und freut sich insgeheim. Schließlich hatte sie gerade selbst zu einem Mädchen in ihrer Schule eine erotische Anziehung gespürt. ‚Ich weiß nicht, ob ich verliebt war, aber ich habe schon sehr für sie geschwärmt. Sie war Fußballerin und ich fand sie total interessant!‘ Und jetzt war ihre Mutter also vielleicht lesbisch. Katharina war der Meinung, dass Kathrin unbedingt herausfinden sollte, ob da was dran wäre.“ Auszug aus einem Interview mit Katharina, Kathrins ältester Tochter, aus „Und was sagen die Kinder dazu?“. (32)

Ich fühlte mich gut, nachdem mir selbst endlich klar geworden war, wie ich leben und wen ich lieben wollte. Meine Kinder gewöhnten sich auch sehr schnell an die neue Situation. Da meine Freundin in jeder Hinsicht sehr zurückhaltend war, gab es für die Kinder keine Abstriche, sie gewannen vielmehr dazu und freundeten sich sehr schnell mit der neuen Situation an. Sie waren es auch, die dann fragten, ob Andrea nicht bei uns wohnen wolle. Es gab eine zweite Bezugsperson für sie, die sie sehr schnell annahmen und die das auch nach unserer Trennung bleiben will. Finanziell ging es uns natürlich auch besser und welches Kind freut sich nicht, wenn die Mutter ausgeglichen ist wie nie zuvor?

„Während Marie mit ihren Freundinnen kein Wort darüber verliert, dass Kathrin und Andrea ein Paar sind, erzählt Katharina jedem und jeder in ihrem Freundeskreis, dass sie zwei Mütter hat. ‚Ich sage dann, wenn die zu uns nach Hause zu Besuch kommen: Also wundert euch nicht, ich wohne mit meiner Schwester und meinen beiden Müttern zusammen. ... Im Gegensatz zu Kathrin, die zuweilen vermutet, Marie würde ihr Lesbischsein ganz grundsätzlich ablehnen, glaubt Katharina eher, dass Marie das schon gut findet, dass meine Mutter mit Andrea zusammen ist, weil sie ja auch sieht, wie gut es Mutti geht in der Beziehung und weil sie sich selber ja auch gut versteht mit Andrea. Ich denke, dass sie eben nur nicht darüber sprechen will. Ich glaube, sie will einfach genauso sein, wie die anderen, sie will nichts Besonderes sein. Das liegt vielleicht auch am Alter.“ Marie war damals 13 Jahre alt. Auszug aus einem Interview mit Katharina aus „Und was sagen die Kinder dazu?“. 33

Heute, sechs Jahre nach meinem Coming-out hat sich die familiäre Situation insofern geändert, dass nur noch eine Tochter in meinem Haushalt lebt. Marie ist jetzt 15 Jahre alt und wird mit 18 ihr Abitur machen. Das heißt, die nächsten zwei, drei Jahre verbringen wir noch in Jena. Ihre Freundinnen wissen alle, dass ihre Mutter eine Frau an ihrer Seite hatte, dass diese Beziehung jedoch seit einigen Wochen nicht mehr existiert.

Ich habe mich von meiner ersten Frau getrennt, weil wir uns in verschiedene Richtungen entwickelt haben und weil unsere Interessen und Einstellungen immer weiter auseinanderklafften. Wir werden uns aber trotzdem nicht aus den Augen verlieren, nur nicht mehr zusammen leben. Dennoch wollen die Kinder und auch sie weiterhin Kontakt halten, unser Hund Hugo wird vor allem bei Marie und mir bleiben.

Eine wundervolle Frau, mit der ich gemeinsam studiere, hat sich nach zwei Warte-Semestern auf den Weg gemacht, mein Herz zu erobern und das gelang ihr sehr schnell. ... Es gibt nur sehr wenig, was wir uns nicht gemeinsam vorstellen können. Fest steht, dass wir nun schon mal zwei Hunde haben, mit denen sie ziemlich gut zurechtkommt. Fest steht auch, dass wir nach außen hin ganz offen lesbisch leben (weil auch sie keinen Grund sieht, das nicht zu zeigen) und dass ich hundertprozentig glücklich bin.

Meine Empfehlung für Mütter und Väter, die vor einem späten Coming-out stehen: Lasst euch von niemandem entmutigen, der euch darauf hinweisen will, dass ihr doch Rücksicht auf die Kinder nehmen solltet! Sprecht so früh und so offen wie möglich mit euren Kindern, möglichst bevor sie von anderen gefragt werden und natürlich altersentsprechend! Und sucht in eurer Umgebung nach anderen Paaren, Familien, die ihr Coming-out bereits hinter sich haben! Tauscht euch aus und zeigt euren Kindern, dass viele so leben! Die Veranstaltungen der einzelnen ilse-Gruppen sind vielleicht auch etwas für euch! Wenn es euch jedoch weniger in eine Gruppe zieht, dann nutzt das ilse-Forum!

Und was ich noch loswerden wollte: Es tat weniger weh, als ich anfangs glaubte.“

Erfahrungsbericht einer Transition von Mona (26) – Sie ist 45 Jahre alt und lebt als trans* Frau mit ihrer Ehefrau (51) und zwei Töchtern (14 und 10) im Ruhrgebiet.

„Ich habe lange gebraucht, zu kapieren, dass ich transsexuell bin. Als ich Kind war, kannte ich keine Vorbilder, das Internet war noch nicht erfunden. Mädchen durften schöne Kleider, Schuhe und Hosen anziehen, Freundinnencliquen bilden und sich so anders bewegen.

Es war einfach unvorstellbar, dass ich selber ein Mädchen sein könnte. In der Pubertät hatte ich erste Träume, in denen ich mich in eine junge Frau verwandelte. Ich kaufte mir erste Frauensachen und zog sie heimlich an. Ich war kurz glücklich, aber schnell kam das schlechte Gewissen und alles wurde wieder weggeworfen.

Auch später wusste ich noch nicht, dass ich transsexuell bin. Ich wusste nur, etwas stimmt nicht mit der Zuordnung Mann bei mir. Mir fiel es immer leichter mit Frauen befreundet zu sein, als mit Männern. Ich ahnte irgendetwas in mir, aber hatte keine Worte dafür und auch Angst vor der Wahrheit. Es gab keine Vorbilder, außer irgendwelche exotischen Menschen im Fernsehen. Transsexualität ist leider sehr selten. Meine Gedanken waren, das ist nicht möglich! Es war aber schon mein ganzes Leben in mir, eine Art Sehnsucht ohne Worte. Man wird leider nicht mit einem Zettel in der Hand geboren, auf dem steht, dass Inhalt und Verpackung nicht übereinstimmen. Ich habe meine Zeit gebraucht und als ich es ahnte, hatte ich Angst vor den Konsequenzen.

Als ich dann meine heutige Partnerin kennenlernte, war es sehr seltsam. Sie hatte sich schon in andere Frauen verliebt und etwas schien auf wunderbare Art zu passen.

Es gab viele, viele Gespräche mit meiner Partnerin und es hat viele kleine Schritte gebraucht und ich war dann zu Hause nur noch „Frau“, aber ohne am Anfang Frau dazu zu sagen. Wir mussten beide lernen, dass die Männerrolle nicht zu mir passt. In Männer-Klamotten gab es mich eines Tages nur noch, wenn ich das Haus verließ. Unsere beiden Töchter sind von Anfang an damit aufgewachsen, dass Papa irgendwie bunt ist, das Papa wie eine Frau ist. Fast von Anfang an sind wir auf der CSD Demo in Berlin gewesen. Das war immer der einzige Moment, in dem ich auch draußen Frau war. Das erste Mal hatte ich wahnsinnige Angst, aber ganz schnell merkten wir, dass wir zum CSD dazugehören, dass das eine Art Heimat für uns ist.

Aber ich hatte immer noch Angst, es jemanden zu sagen und erst nach fast 10 Jahren hatten wir unser erstes Coming-out bei schwulen Freunden. Ihnen sagte ich damals, ich sei vermutlich ein Transvestit, also ein Mensch, der sich gerne im anderen Geschlecht kleidet, aber auch immer wieder zurück kann und dass ich im Alltag weiter als Mann leben könnte. Ich hatte lange Angst vor der Wahrheit und den Konsequenzen. Als ich dann das erste Mal eine Selbsthilfegruppe von transsexuellen Menschen besuchte (www.txkoeln.de) merkte ich endlich, dass es völlig normal ist, eine Frau zu sein, auch wenn der Körper männlich aussieht. Die Menschen dort haben mir auch gezeigt, dass es tatsächlich möglich ist, eine Transition zu machen, als Frau zu leben, als das, was ich wirklich bin.

Als ich den Spagat zwischen den Geschlechtern so nicht weiter leben konnte, bin ich mit psychologischer Begleitung in die äußere Transition gegangen. Natürlich gab es Angst vor den Konsequenzen (werden die Kinder in der Schule gehänselt und was ist mit der Arbeit, den Freunden und den Verwandten), aber es war der einzige Weg und es ist ein großes Geschenk, dass unsere Liebe und unsere Familie nicht daran zerbrach. Seit Sommer 2010 gibt es nur noch mich, Mona.

Einiges war gerade in den ersten Monaten nicht so einfach. Manche Menschen haben viel besser als befürchtet reagiert, manche aber viel schlimmer.

In der Schule bei den Kindern ist alles gut gegangen, Ulrike hatte mit den Lehrern und den Eltern (Elternabende) geredet, dann mit den Lehrern die Schüler informiert und für die Mitschüler war das (fast) gar kein Problem.

Bei unserer älteren Tochter (damals 12) fanden es viele Mitschülerinnen cool, dass sie sich Ohrringe, Schminksachen und Halstücher bei mir ausleihen kann. Doofe Sprüche von Jungs wurden von den Mädchen der Klasse mit frechen Sprüchen gestoppt.

Unsere jüngere Tochter (damals 8) malte nach dem Coming-out eine wunderschöne Bäuerin in einem orangefarbenen Kleid, die auf dem Feld arbeitet, für eine Hausaufgabe. Alle anderen Kinder malten einen Bauern. Für uns ein Zeichen wie erleichtert sie war, dass Mona akzeptiert ist. Sie musste nicht mehr verstecken, dass Papa eine Frau ist.

Meine Eltern haben am Anfang extrem ablehnend reagiert, aber mittlerweile ist das Verhältnis besser als vorher. Von meinen beiden Brüdern brauchte einer ein ganzes Jahr, um sich an mich zu gewöhnen, aber jetzt geht es. Den zweiten Bruder habe ich seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen. Er will mich nicht sehen. Das tut mir immer noch sehr weh. Auch bei Ulrike hat eine Schwester sehr ablehnend reagiert und die Familiensituation ist sehr belastet. Viele wundern sich, dass wir immer noch zusammen sind.

Bei meiner Arbeitsstelle (eine große Universität) war die Reaktion sehr unterschiedlich. Für die allermeisten aber war es kein Problem. Mittlerweile sehe ich auch nicht mehr sehr männlich aus, ich danke den Hormonen. Ich bin halt eine lange Frau, aber die allermeisten Menschen bekommen nicht mehr mit, dass ich nicht schon immer so war. Einige wenige Idioten gibt es leider immer noch, und das tut mir immer noch sehr weh. Meine Vergangenheit als Mann ist kein Problem für mich, ich gehe damit offen um. Ich bin auch kein völlig anderer Mensch geworden, ich passe jetzt nur besser zu mir.

Manches habe ich auf dem Weg der Transition gelernt und die Hindernisse und Feindseligkeiten die mir/uns begegnet sind, haben mich etwas reifen lassen. Für alle in der Familie ist meine Transition eine Herausforderung und wichtige Erfahrung gewesen. Es ist gut, dass wir den Weg gegangen sind.“

7. Literaturhinweise

Für lesbische Partnerinnen mit spätem Coming-out

  • Boschitz, Helga (2010). Es fühlt sich endlich richtig an! – Erfahrungen mit dem späten Coming-out. Berlin: Ch. Links Verlag
  • Cassingham, Barbee J. (2008). And Then I Met This Woman: Previously Married Women‘s Journeys into Lesbian Relationships. Freeland: Soaring Eagle Publishing
  • Fleisher, Joanne (2005). Living Two Lives: Married to a Man and In Love with a Woman. Boston
  • Patricia Kay Parker (2008). ... und plötzlich gab es SIE: Coming-out-Erzählungen von Frauen mit heterosexueller Vergangenheit.
  • Patricia Kay Parker (2009.) ... und plötzlich gab es SIE 2. Weitere Coming-out-Erzählungen von Frauen mit heterosexueller Vergangenheit

Für schwule Partner mit spätem Coming-out

  • Barret, Robert L. & Robinson, B., E. (2000). Gay Fathers. Encouraging the hearts of Gay Dads and Their Families. San Francisco: Lexington Books 
  • Brisch, Bastian (2000). Seitenwechsel. Die Geschichte eines schwulen Familienvaters. Hamburg: Männerschwarm Verlag 
  • Ford, Milt (2009). Playing It Straight. Gay Men and Heterosexual Marriages. Bloomington: Libris
  • Klinkenberg, Joachim (2009). Seitenwechsel – Coming-out mit 40 : Ein ernster, heiterer Blick auf eine späte Pubertät. Frankfurt/Main: August von Goethe Literaturverlag 
  • Webb-Mitchell, Brett (2007). On Being a Gay Parent. Making a Future Together. New York: Seabury Books

Für trans* Personen mit spätem Coming-out

  • Brönimann, Nadia & Schüz, Daniel J. (2003). Die weiße Feder. Fremd im eigenen Körper. Köln: Lübbe Verlag
  • Rauchfleisch, Udo (2006). Transsexualität. Transidentität. Begutachtung, Begleitung, Therapie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht Verlag 
  • Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport Berlin (Hrsg.) (2006). Zusammen leben in Berlin. Männlich – weiblich – menschlich? Trans- und Intergeschlechtlichkeit. 

Spätes Coming-out – Literaturhinweise für für heterosexuelle Partner*innen

  • Grever, Carol & Bowman, Deborah (2008). When Your Spouse Comes Out: A Straight Mate‘s Recovry Manual. GLBT Family Studies
  • Pierce Buxton, Amity (1994). The Other Side of the Closet. The Coming-out Crisis for Straight Spouses and Families. John Wiley & Sons
  • von Kleist, Bettina (2003). Mein Mann liebt einen Mann. Wie Frauen das Coming-out ihres Partners bewältigen. Berlin: Ch. Links Verlag
  • Rauchfleisch, Udo (2011). Schwule, Lesben, Bisexuelle: Lebensweisen, Vorurteile, Einsichten. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht Verlag 
  • Streib-Brzic, Uli & Gerlach, Stephanie (2005). Und was sagen die Kinder dazu? Gespräche mit Töchtern und Söhnen lesbischer und schwuler Eltern. Berlin: Querverlag

Spätes Coming-out – Literaturhinweise für Kinder

8. Anmerkungen / Fußnoten

Dieser Beitrag erschien erstmalig 2014 im LSVD-Beratungsführer „Regenbogenfamilien - Alltäglich und doch anders.“

Mein Mann ist schwul! Meine Ehefrau hat sich als lesbisch geoutet! Wie heterosexuelle Angehörige das späte Coming-out erleben. Studie zum Umgang von Familienangehörigen mit einem Späten Coming-out in der Familie

(1) Lähnemann, L. (2001). Entwicklung von Familien lesbisch-schwuler Eltern, Bestandsaufnahme der rechtlichen Situation (internationaler Vergleich) und Ausblick. Vortrag auf der Fachtagung „Familie im Wandel“ am 17. September 2001 in Frankfurt/Main
(2) Übersetzt und adaptiert aus Buxton, A. P. (2004). „Paths and Pitfalls: How Heterosexual Spouses Cope When Their Husbands Or Wives Come Out“. In: Journal of Couple & Relationship Therapy, 3(2/3), S. 95–109.
(3) Paul, J. P. (1986). Growing up with a gay, lesbian, or bisexual parent: An exploratory study of experiences and perceptions. Unveröffentlichte Dissertation, University of California at Berkeley, Berkeley CA.
(4) Oerter, R. & Dreher, E. (2002). „Jugendalter“. In: R. Oerter & L. Montade (Hrsg.). Entwicklungspsychologie, S. 258-318. München: Beltz.
(5) Die erste empirische Studie zur Lebenssituation transsexueller Menschen in NRW wurde im Auftrag des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA) vom LSVD NRW durchgeführt. An der Studie nahmen 98 Personen teil. Eine Forscher/innen-Gruppe führte 30 Interviews durch und wertete 68 Online-Fragebögen mit insgesamt 89 Fragen zu 13 Themengebieten aus. Ergänzend wurden aus amtlichen Registern ermittelt, dass seit 1995 insgesamt 11.514 Vornamensänderungen und/oder Personenstandsänderungen nach dem Transsexuellengesetz (TSG) durchgeführt wurden, davon ca. 2.500 allein in NRW. Die Interviewten repräsentieren somit 3 % der transsexuellen Menschen in NRW. Fuchs, W., Ghattas, D.C., Reinert, D. & Widmann, C. (2012). Diskriminierungsrisiko Trans*. Studie zur Lebenssituation Transsexueller in NRW. LSVD NRW im Auftrag nordrhein-westfälische Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA).
(6) Grant, J.M., Mottet, L.A. & Tanis, J. (2011). Injustice at every turn: A report of the national transgender discrimination survey. In behalf of the National Gay and Lesbian Task Force and the National Center for Transgender Equality. Washington, DC.