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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD⁺)

Hilferuf aus Kolumbien: "Hören Sie auf, uns zu töten!"

Appell unserer Partnerorganisation Casa Cultural „El Chontaduro“ aus Cali, Kolumbien

Bei Protesten der vergangenen Tage in Kolumbien wurden viele Menschen von Militärpolizei und anderen Polizeikräften verletzt, misshandelt und getötet. Aus der Stadt Cali erreichte uns ein Hilferuf von unserer Partnerorganisation Casa Cultural „El Chontaduro“ mit der Bitte, diesen zu verbreiten. 

Puerto Resistencia: Proteste in Cali, Kolumbien. Cultural House "El Chontaduro"

Bei Protesten der vergangenen Tage in Kolumbien wurden viele Menschen von Militärpolizei und anderen Polizeikräften verletzt, misshandelt und getötet. Aus der kolumbianischen Stadt Cali erreichte uns ein Hilferuf von unserer Partnerorganisation Casa Cultural „El Chontaduro“, mit der Bitte, diesen zu verbreiten. Hier dokumentieren wir den Hilferuf auf Deutsch.

Wir haben das Auswärtige Amt informiert sowie die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung Bärbel Kofler gebeten, gegenüber den kolumbianischen Behörden deutlich zu machen, dass der massive Einsatz staatlicher brutaler Polizeigewalt gegen die Bevölkerung nicht hinnehmbar ist, ein massiver Verstoß gegen die Menschenrechte darstellt und vor allem nicht straflos bleiben darf! Am Freitag, den 07. Mai gibt es auch eine Solikundgebung der Informationsstelle Lateinamerika (ILA) in Bonn.

Im letzten Jahr war Mauri Balanta Jaramillo, Bildungsreferentin und Koordinatorin des Kulturzentrums „El chontaduro“ Stipendiatin des Instituts für Auslandsbeziehungen (IFA). Als Gastorganisation arbeitete der LSVD über Monate hinweg über Online-Workshops mit Mauri Balanta Jaramillo zusammen. In einem Talk berichtete sie im November 2020 zur Lage in Kolumbien. Speziell trans* Frauen aber auch andere Angehörige der LGBTI-Community sind in Kolumbien alltäglich vielfältiger Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt.

Die neue Welle der Gewalt ist eine Reaktion des kolumbianischen Regimes auf einen Bürger*innenstreik. Dieser begann am 28. April 2021 und wir vor allem von jungen Menschen, Student*innen, schwarzen Gemeinden, indigenen, bäuerlichen und kommunalen Organisationen organisiert, die damit gegen die systematischen Ungerechtigkeiten der Regierung protestieren. Auf Befehl des Präsidenten der Republik, Iván Duque Márquez, des Verteidigungsministers und der lokalen Führer, werden die Streitkräfte zur gewaltsamen Niederschlagung des unbewaffneten und friedlichen Protests eingesetzt. 

Update: In einer Pressemitteilung von Bärbel Kofler appellierte an die kolumbianische Regierung, "das Recht aller Kolumbianer auf friedliche Protestausübung zu garantieren und bei Polizeieinsätzen besonders strenge Maßstäbe an die Verhältnismäßigkeit der eingesetzten Mittel anzulegen. Alle Vorwürfe über exzessiven Gewalteinsatz durch Angehörige der Sicherheitskräfte müssen lückenlos aufgeklärt und Verstöße gegen rechtsstaatliche Grundsätze rigoros geahndet werden."

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Dringender Hilferuf: "An die Völker der Welt! Von den Stimmen der Frauen aus dem Osten von Cali."

Wir schicken einen dringenden Hilferuf zur internationalen Unterstützung durch Freund*innen und Menschenrechtsorganisationen, denn der kolumbianische Staat massakriert uns. Gemeindevorsteher, Jugendliche und Minderjährige sind alle Opfer der öffentlichen Gewalt auf Befehl des Präsidenten der Republik, Iván Duque Márquez, des Verteidigungsministers und der lokalen Führer, die die Streitkräfte gegen die Demonstrant*innen des Bürgerstreiks eingesetzt haben, ungeachtet der Tatsache, dass letztere unbewaffnet sind und friedlich protestieren.

Der Bürgerstreik begann am 28. April 2021, organisiert vor allem von jungen Menschen, Student*innen, schwarzen Gemeinden, indigenen, bäuerlichen und kommunalen Organisationen, die, empört über die systematischen Ungerechtigkeiten der Regierung, ihre Stimmen erhoben und sich ihren Ängsten gestellt haben, um zu sagen: Genug! Wir protestieren, um die vorgeschlagene Steuerreform zu verhindern, die uns ausquetschen wird und uns für die Veruntreuung einer korrupten und schlechten Regierung zahlen lässt; um die Arbeitsreform zu verhindern, die die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vergrößert; um die Gesundheitsreform rückgängig zu machen, die durch die Verkleinerung und Schließung öffentlicher Krankenhäuser zu unserem Tod führen wird; und um die Rentenreform zu verhindern, die das Wohlergehen der Rentner*innen nicht fördert, sondern sie gefährdet. Wir fordern Reformen, die vom Volk und mit der Beteiligung des Volkes angegangen werden, und wir fordern den Rücktritt des Präsidenten und anderer korrupter Anführer*innen (…).

Der Staat hört nicht auf die Stimme des Volkes. Der Staat mordet nur im Namen der öffentlichen Ordnung. Mit den Worten von General Luis Fernando Navarro Giménez sind seine Polizeikräfte auf einer militärischen Hilfsmission, die darauf abzielt, Leben zu retten, Koexistenz zu ermöglichen und das Recht der Bürger*innen auf grundlegende Dienstleistungen zu schützen. Wir, Frauen aus Gemeindeorganisationen im Osten Calis, fragen den General: Wer hat die Möglichkeiten, die Sie erwähnen?

Laut den auf der Plattform GRITA (1) erfassten Daten gab es zwischen dem 28. April und dem 3. Mai 2021 1.181 Fälle von Polizeigewalt in Kolumbien, die sich in physischer Gewalt, mörderischer Gewalt willkürlichen Verhaftungen, sexueller Gewalt und Verschwindenlassen äußerten. Im speziellen Fall von Cali hat die Zeitung "Q'hubo" in ihrer Ausgabe vom 4. Mai 2021 berichtet, dass es bereits 22 Tötungsdelikte gegeben hat.

Zwischen dem 3. Mai und den frühen Morgenstunden des Dienstag, 4. Mai, haben die Anführer*innen des Streiks Audio- und Videoaufnahmen vorgelegt, die zeigen, wie die Polizei sie mit Tränengas und Schusswaffen angreift, ungeachtet der Tatsache, dass sie unbewaffnet sind und die Hände erheben als Zeichen der Wehrlosigkeit. Diese Bilder zeigen die vielen Menschen, die verletzt und getötet wurden.

Wessen Leben retten Sie, General Navarro? Wen beschützen Sie, wenn mehr als die Hälfte der Menschen auf die Straße geht, protestiert, ihre Stimme erhebt, mit Liedern, Musik und Performances und Gerechtigkeit fordert?

Präsident, Verteidigungsminister, Gouverneur von Valle del Cauca und Bürgermeister von Cali. Sind wir Ihre Kriegsgegner*innen?

Wann werden die Hubschrauber, das Tränengas, die Maschinengewehre und die Gewehre verstummen? Hören Sie auf, uns zu töten!

Wir fordern internationale Unterstützung, denn die staatlichen Streitkräfte Kolumbiens respektieren nicht länger den nationalen humanitären Auftrag, der die soziale Mobilisierung begleitet; sie begehen Akte des Vandalismus und beschuldigen dann die protestierende Bevölkerung. Mitglieder der Polizei und der ESMAD (Escuadrón Móvil Antidisturbios) haben Häuser, Gebäude, Autos, Motorräder und sogar öffentliche Marktplätze in Brand gesetzt. In Cali z.B. brannten sie Santa Helena nieder, einen der Marktplätze, wo die armen Leute hingehen. Die Videos zeigen, dass sie schießen, um zu töten und dass sie sogar in die Häuser gehen und schießen.

Es ist dringend notwendig, dass die ganze Welt erfährt, was in Kolumbien passiert und dass sie uns hilft, unsere Gemeinden, Jugendlichen, Frauen und sozialen Anführer*innen zu schützen, die auf den Straßen dem Staatsterror ausgesetzt sind. Bitte unterstützen Sie uns, indem Sie diese Botschaften verbreiten und Medikamente zur Verfügung stellen, um die Verletzten (…) zu behandeln.

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