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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD⁺)

Stärkung von Lesben und Trans* in Subsahara-Afrika

Masakhane Projekt in „Crossings and Alliances“ vorgestellt

Die Stärkung der Handlungsmacht von lesbischen, bisexuellen und transidentischen (LBT) Menschenrechtsverteidigerinnen* im südlichen Afrika steht im Mittelpunkt des Masakhane-Projektes, das vom LSVD initiiert und gemeinsam mit der Coalition of African Lesbians (CAL) entwickelt wurde. Masakhane ist ein Zuluwort, bedeutet “Let us build together” und wurde gemeinsam mit CAL als Projektname gefunden. Das auf drei Jahre angelegte Projekt konnte zu Beginn des Jahres 2014 starten. Es wird zu 90 % durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert und ist damit die größte Maßnahme, die je vom BMZ im Bereich Menschenrechte und sexuelle Orientierung / geschlechtliche Identität gefördert wurde. Mit 10 % der Projektmittel beteiligt sich filia-die Frauenstiftung an Masakhane. In Zusammenarbeit mit der filia-Geschäftsführerin Sonja Schelper leitet LSVD-Bundesvorstand Uta Schwenke das Projekt für den LSVD ehrenamtlich und hat es im Zuge unserer Veranstaltungsreihe „Crossings and Alliances“ in Saarbrücken, Bochum und Berlin vorgestellt.

Hintergrund ist die in vielen afrikanischen Staaten zu beobachtende von staatlicher Seite bewusst geschürte Homophobie. So soll in Legitimitätskrisen von Problemen wie Armut, Korruption, fehlender Gesundheitsversorgung oder Verweigerung von Grundrechten abgelenkt und der Unmut der Bevölkerung auf bestimmte Gruppen gelenkt werden. Kurzum: Mit Homophobie wird Politik gemacht – wie das beispielsweise auch die gleichnamige Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung für die Länder Südafrika, Kamerun, Uganda und Zimbabwe verdeutlicht. Aufgrund einer uns signalisierten Offenheit im BMZ für ein Projekt im Bereich LGBTI-Menschenrechte vergaben wir einen Werkvertrag, um einen Antrag für ein Projekt zu konzipieren. Dabei ist es uns gelungen, die Coalition of African Lesbians (CAL) als Projektpartnerin vor Ort zu gewinnen. Sie ist die größte Vernetzungsorganisation auf dem afrikanischen Kontinent mit 33 Mitgliedsorganisationen in 19 afrikanischen Ländern mit Sekretariat in Johannesburg / Südafrika. In enger Absprache wurde so der Antrag „Stärkung der zivilgesellschaftlichen Handlungsfähigkeit und regionalen Allianzen für Advocacy für Menschenrechte im Kontext sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität“ entwickelt und vom BMZ genehmigt.

In diesem Projekt arbeitet CAL mit insgesamt zehn weiteren ihrer Mitgliedsorganisationen aus Namibia, Sambia, Botswana und Simbabwe zusammen: Women Solidarity Namibia (WLC), Out Right Namibia (ORN), Friends of Rainka (FOR), TransBantu Zambia (TBZ), Gays and Lesbians of Zimbabwe (GALZ), Katswe Sistahood, Pakasipiti, Lesbians, Gays and Bisexuals of Botswana (LEGABIBO) und der Rainbow Identity Association.

Zwar unterscheiden sich die fünf Staaten hinsichtlich der rechtlichen Gleichstellung und Schärfe der Kriminalisierung, was sie aber eint, sind die Gefahr und das Gewaltpotenzial, die mit einem offenen Leben als LGBTI einhergehen. Dieses Risiko verstärkt sich durch zusätzliche Dimensionen sozialer Ungleichheit, wie Hautfarbe, Geschlecht, aber auch Klasse. Wer in Armut leben muss, ist verletzlicher. Das trifft viele LGBTIs, die aus Schulen gemobbt oder aus ihren Familien verstoßen wurden und mit fehlenden Schulabschlüssen und ohne familiäre Unterstützung kaum Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe oder Schutz haben.

Oftmals finden nur wenige den Mut, die Kraft und die Zeit, sich aktiv für eine Veränderung einzusetzen. Ziel des Projekts ist es, diese Wenigen zu stärken, damit sie zukünftig als Menschenrechtsverteidiger/innen nicht mehr nur reaktiv, sondern auch proaktiv und gemeinsam, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Anforderungen in den verschiedenen afrikanischen Ländern, agieren können. Der LSVD und filia sind die Vermittler zwischen dem BMZ und CAL. Ihre Aufgabe ist es, CAL zu unterstützen, die mit dem Projekt verbundenen umfangreichen Vorgaben und Kriterien des BMZ bezüglich Umsetzung, Rechenschaft und Abrechnung einzuhalten.

Die teilnehmenden Organisationen werden von CAL in ihren organisatorischen Kapazitäten, d.h. in einer kontinuierlichen und strategischen Interessenvertretung und Medienarbeit geschult. Allianzen und Bündnisse werden ausgebaut, um Entscheidungsträger/innen in Politik und Gesellschaft zu erreichen. Zudem sollen auch bessere Daten und Analysen zu bestehenden Menschenrechtsverletzungen erhoben, ausgewertet und zur Unterstützung der politischen Forderungen nutzbar gemacht werden.

Seit dem Start im Februar 2014 wurden bereits erste Maßnahmen und Workshops zur Vernetzung, Strategieentwicklung, Training und Mentoring für die teilnehmenden Aktivist*innen durchgeführt. Ein vielversprechender Beginn für ein vielversprechendes Projekt.

Markus Ulrich
LSVD-Bundesverband

Foto: Caro Kadatz/ LSVD