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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Denkmal der Öffentlichkeit übergeben

Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin-Tiergarten

Seit 2008 gibt es das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin-Tiergarten. Sechzehn Jahre hatten sich die Initiative „Der homosexuellen NS-Opfer gedenken“ und der LSVD dafür eingesetzt.

Sechzehn Jahre hatten sich die Initiative „Der homosexuellen NS-Opfer gedenken“ und der LSVD dafür eingesetzt. Am 27. Mai war es so weit: In Berlin wurde das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen der Öffentlichkeit übergeben.

800 Menschen nahmen an der Einweihung teil, darunter viele Bundestagesabgeordnete, einige Botschafter, Vertreter von NS-Verfolgtenverbänden und natürlich viele Aktive aus der Community. Eingeladen hatte Bundeskulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU). Die Bundesregierung hat auf Beschluss des Bundestags von 2003 die Errichtung des Denkmals finanziert. Neumann hielt auch die Eröffnungsrede. Nach ihm ergriff Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit das Wort. Für die Initiatoren sprachen LSVD-Bundesvorstandsmitglied Günter Dworek und Albert Eckert von der Initiative „Der homosexuellen NS-Opfer gedenken“. Linda Freimane aus Lettland, im Vorstand von ILGA-Europa (International Lesbian and Gay Association) überbrachte Grüße der internationalen lesbischen und schwulen Community und erinnerte an die prekäre Menschenrechtslage in vielen Ländern.

Das Denkmal steht in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor, dem Reichstagsgebäude, dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas und zu dem im Bau befindlichen Denkmal für die verfolgten Sinti und Roma. Es wurde vom norwegisch-dänischen Künstlerduo Michael Elmgreen und Ingar Dragset entwickelt. Das Denkmal nimmt Bezug auf das gegenüber liegende Holocaust-Denkmal. Die Grundform bildet eine vergrößerte Stele. Durch ein Fenster, das schräg in eine Ecke des Kubus eingeschnitten ist, sieht man ein projiziertes Filmbild einer scheinbar endlosen Kussszene zwischen zwei Männern. Das zwischen Bundesregierung, Künstlern und Initiatoren vereinbarte Konzept sieht vor, dass im Zwei-Jahres-Rhythmus andere Künstlerinnen und Künstler in der Stele ihre Interpretation einer lesbischen oder schwulen Liebesszene präsentieren werden.

Vor dem Gedenkort informiert eine Tafel über die Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus. Dabei wird auch nicht verschwiegen, dass der von den Nazis verschärfte § 175 StGB in der Bundesrepublik bis 1969 unverändert in Kraft blieb. Die Tafel endet mit dem Beschluss des Deutschen Bundestages von 2003: „Mit diesem Gedenkort wollen wir die verfolgten und ermordeten Opfer ehren, die Erinnerung an das Unrecht wachhalten, ein beständiges Zeichen gegen Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung gegenüber Schwulen und Lesben setzen.“

Chronik

1992/1993
Im Zusammenhang mit der Diskussion um das Denkmal für die ermordeten Juden Europas erste Forderungen und Aktionen zugunsten eines nationalen Gedenkorts für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

1995
Veröffentlichung der Denkschrift „Der homosexuellen NS-Opfer gedenken“

25. Juni 1999
Beschluss des Bundestages zur Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas, verbunden mit der Verpflichtung, „der anderen Opfer des Nationalsozialismus würdig zu gedenken“

3. Mai 2001
Gemeinsamer Aufruf der Initiative Der homosexuellen NS-Opfer gedenken und des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) für „Ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen“, der u.a. die Unterstützung von Paul Spiegel, Romani Rose, Günter Grass, Christa Wolf und Lea Rosh gewinnt

17. Mai 2002
Bundestag beschließt gesetzliche Rehabilitierung der Opfer des §175 im Nationalsozialismus

12. Dezember 2003
Beschluss des Deutschen Bundestages für den Bau des Denkmals

2005/2006
Durchführung des künstlerischen Wettbewerbs zur Gestaltung des Gedenkorts

4. Juni 2007
Einigung zwischen der Bundesregierung, den Initiatoren und den Künstlern Elmgreen & Dragset auf deren Weiterentwicklung ihres prämierten Entwurfs

Sommer 2007
Baubeginn

27. Mai 2008
Übergabe an die Öffentlichkeit

(erschienen in der respekt Juli 2008)

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