Sonderkategorien beim Schwimm-Weltcup sind keine Inklusion
LSVD sieht Entscheidung des Weltverbandes kritisch
Berlin. 17. August 2023. Am Mittwoch hat der Welt-Schwimmverband „World Aquatics“ mitgeteilt, dass es beim Schwimm-Weltcup vom 06. bis 08. Oktober 2023 in Berlin erstmals eine offene Kategorie neben dem Wettbewerb der Männer und Frauen geben wird. Diese Kategorie soll Teilnehmenden aller Geschlechter offenstehen, vor allem trans* Sportler*innen. Bisher hatte der Verband trans* Frauen von den Frauen-Wettkämpfen ausgeschlossen. Dazu erklärt Mara Geri aus dem Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD):
Uns verwundert es, dass die Schaffung einer Sonderkategorie beim kommenden Schwimm-Welt-Cup in Berlin als Inklusionserfolg verkauft wird. Der Versuch, trans* Personen in eine eigene bzw. offene Kategorie zu zwingen, ist dabei ein Rückschritt im Kampf für die Akzeptanz und Gleichberechtigung von trans* Personen.
Anstatt allen Sportler*innen die Möglichkeit zu geben, in der Geschlechtskategorie zu starten, die ihrer Geschlechtsidentität entspricht oder diese Geschlechtskategorien gänzlich zu überdenken, wird eine ausschließende dritte Kategorie erfunden. Vor allem trans* Frauen wird damit ihre Geschlechtlichkeit abgesprochen, da sie nicht mit allen anderen Frauen in den Wettkampf starten können. Wir befürchten, dass vor allem trans* Athlet*innen sich jetzt öffentlich outen müssen. Inklusion heißt vor allem dazuzugehören und nicht separiert werden. Dieser Gedanke sollte auch den Schwimm-Weltverband leiten. Trans* Frauen sind Frauen, trans* Männer sind Männer, das sollte für alle Wettkämpfe gelten.
Auch ist es völlig zu kurz gegriffen, die reine Geschlechtlichkeit als einzige Kategorie in Schwimm-Wettkämpfen heranzuziehen. Selbst bei den Männern gibt es Sportler, die über ihre Körpergröße oder Armlänge gegenüber anderen Sportlern einen Vorteil haben. Darüber hinaus gibt es noch andere Merkmale, die entscheidend sind. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, Männer oder Frauen auszuschließen, weil sie beispielsweise ein größeres Lungenvolumen oder einen geringeren Wasserwiderstand aufgrund ihres Körpers haben.
Eine Studie im "British Journal of Sports Medicine" aus dem Jahr 2021 kam außerdem zu dem Ergebnis, dass trans Frauen nicht automatisch Vorteile hätten: Ihre Leistungen glichen sich nach zwei Jahren Hormontherapie denen von cis Frauen an. In Wettkämpfen spielen also noch wesentlich mehr Faktoren eine Rolle, als die reine Geschlechtlichkeit. Sportverbände sollten daher prüfen, ob Geschlechtskategorien überhaupt sinnvoll sind oder ob andere Kategorien genommen werden können.
Im nächsten Jahr finden die Weltmeisterschaften in Doha (Katar) statt. Nachdem der Fußball-Weltverband FIFA jegliche menschenrechtlichen Bedenken gegen die letzte Weltmeisterschaft eingetauscht hatte, findet nun die nächste Weltmeisterschaft in Katar statt. Wenn trans* Sportler*innen sich im nächsten Jahr in Katar outen müssen, weil sie in der offenen Kategorie starten, stellt das eine massive Gefahr dar. Human Rights Watch hat in der Vergangenheit auf diverse Fälle von Misshandlung und Gewalt gegen queere Menschen durch den Staat Katar hingewiesen.
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