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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Akzeptanz von Regenbogenfamilien in der Kinder- und Familienhilfe

Empfehlungen und Beispiele aus der Praxis

Empfehlungen und Leitlinien für Einrichtungen der Kinder- und Familienhilfe, um für einen selbstverständlichen Umgang mit Themen der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt zu sorgen

Strategien und Handlungs-Empfehlungen des Webtalks mit Katharina Binder (Projekt Beratungsstelle BerTA – Beratung, Treffpunkt und Anlaufstelle für Regenbogenfamilien in Stuttgart / LSVD Baden-Württemberg) und Sebastian Kempf (langjähriger Mitarbeiter der Fachstelle für Querschnittsaufgaben im Stab der Jugendamtsleitung der Landeshauptstadt München) im Rahmen des 4. Regenbogen-Parlaments "Selbst.verständlich Vielfalt. LSBTIQ* gehören dazu".

Die Broschüre mit den Ergebnissen ist hier als Download verfügbar oder kann kostenfrei unter rene.mertens@lsvd.de als gedruckte Broschüre bestellt werden.

Hauptaussagen des Webtalks "Familien-Vielfalt wertschätzen

  • Regenbogenfamilien brauchen fachlich kompetente Beratungsstellen und Verwaltungen
  • Herausforderungen durch fehlende rechtliche Absicherung und gesellschaftliche Anerkennung
  • Familienvielfalt sollte sich Alltag der örtlichen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe widerspiegeln (Broschüre, Einrichtung, Homepage, Regenbogen-Kompetenz)
  • Entwicklung städtischer Leitlinien: alle Träger*innen der Jugendhilfe müssen bestimmte Kriterien erfüllen, zum Thema in den offiziellen Jahresplanungs-Gesprächen mit den Trägern machen

Aufzeichnung des Inputs "Familienvielfalt wertschätzen" mit Katharina Binder (Projektleitung LSVD-Beratungsstelle "BerTA - Beratung, Treffpunkt und Anlaufstelle für Regenbogenfamilien" in Stuttgart (Präsentation zum Input von Katharina Binder)

 

Aufzeichnung des Inputs "Leitlinien für die Arbeit mit LGBT*-Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Stadt München" mit Sebastian Kempf (langjähriger Mitarbeiter der Fachstelle für Querschnittsaufgaben im Stab der Jugendamtsleitung der Landeshauptstadt München) (Präsentation zum Input von Sebastian Kempf)

 

Familien-Vielfalt wertschätzen - Welche Möglichkeiten haben Jugendämter und die Familienhilfe, um für einen selbstverständlichen Umgang mit Vielfalt zu sorgen?

2020_regenbogenparlament_webtalk_familienvielfalt_1_bikablo.com_tobias_wieland.pngFamilie ist heute vielfältig und bunt. Tausende Kinder wachsen in Regenbogenfamilien auf, d.h. Familien, in denen mindestens ein Elternteil lesbisch, schwul, bi, trans* bzw. intergeschlechtlich ist. Jedoch gibt es nicht überall einen wertschätzenden Umgang mit vielfältigen Familienmodellen.

2020_regenbogenparlament_webtalk_familienvielfalt_3_bikablo.com_tobias_wieland.pngKatharina Binder erläuterte, wie der Alltag von Regenbogenfamilien aussieht: Diese haben immer noch mit Hindernissen zu kämpfen und Herausforderungen zu bestehen. Um Regenbogenfamilien zu stärken, braucht es nicht nur fachlich kompetente Beratungsstellen und Verwaltungen, sondern auch unterstützende Initiativen wie die Initiative lesbischer und schwuler Eltern (ilse).

Die letzte große Studie zur Lebenssituation in Regenbogenfamilien ergab unter anderem, dass Kinder in Regenbogenfamilien genauso gut aufwachsen, wie in anderen Familien-Konstellationen auch. Ebenfalls zeigte sich, dass Kinder aus Regenbogenfamilien nicht häufiger lesbisch, schwul, bisexuell oder trans* sind, wie in Familien der Mehrheitsbevölkerung. Damit konnten die größten Vorurteile widerlegt werden.

Vor welchen Herausforderungen stehen Regenbogenfamilien?

  • Wenn ein Kind in eine Ehe von zwei Frauen geboren wird, muss die Ehefrau, die das Kind nicht geboren hat, immer noch den Weg einer Adoption gehen, um die rechtliche Elternschaft zu erlangen. Eine automatische Elternschaft, wie es sie bei heterosexuellen Ehepaaren gibt, bei der der Ehemann automatisch Vater wird, kennt das Familienrecht für Zwei-Mütter-Familien bisher nicht. Der Prozess der Stiefkind-Adoption ist langwierig und dauert bis zu zwei Jahre. In dieser Zeit hat das Kind nur einen rechtlichen Elternteil. Der Zugang zur Reproduktionsmedizin ist für gleichgeschlechtliche Paare immer noch schwierig und langwierig.
  • Es besteht keine Absicherung und rechtliche Anerkennung von Mehreltern-Familien.
  • Fehlende gesellschaftliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher bzw. trans* und intergeschlechtlicher Eltern.
  • Reform im Abstammungsrecht: Regenbogenfamilien endlich rechtlich absichern

Was können Fachkräfte in den Jugendämtern tun, um sich für einen selbstverständlichen Umgang mit Themen der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt einzusetzen?

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  • Offenheit zeigen (Regenbogenfahne / Trans*-Fahne)
  • eigene Regenbogen-Kompetenz erhöhen (Selbstkompetenz, Sachkompetenz, Methodenkompetenz, Sozialkompetenz)
  • LSBTIQ*-inklusive Sprache in Broschüren und Formularen nutzen
  • unterschiedliche Familien-Konstellationen nach außen sichtbar machen
  • Thema im Team / in den Strukturen der Träger*innen etablieren
  • Abläufe hinterfragen und verändern (bspw. in Verwaltungen bei einer Stiefkindadoption)
  • keine Sondersituation für Regenbogenfamilien schaffen

Regenbogenfamilien in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe

2020_regenbogenparlament_webtalk_familienvielfalt_4_bikablo.com_tobias_wieland.pngSebastian Kempf konnte fundiert über die Situation in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe berichten. Am Beispiel der „Leitlinien für die Arbeit mit LGBT*- Kindern, - Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Landeshauptstadt München“ wurden Themenbereiche für eine Förderung der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt in der Kinder- und Jugendhilfe dargestellt.

Die Entwicklung solcher Leitlinien sollte möglichst von allen zuständigen Abteilungen mitgetragen werden. Alle zuständigen Ämter, Fachabteilungen und freie Träger*innen sollten in die Entwicklung eingebunden werden.

Es ist sinnvoll, dass diese Leitlinien einen verpflichtenden Charakter haben. Das bedeutet, alle Träger*innen der Jugendhilfe müssen bestimmte Kriterien erfüllen, z. B. themenbezogene Fortbildungen für Mitarbeitende anbieten. Außerdem gehört dazu, dass das Jugendamt (als Zuschussgeber*in) in den offiziellen Jahresplanungs-Gesprächen mit den freien Träger*innen LSBTIQ*-Themen und deren Umsetzung anspricht.

Wichtig ist, dass sich die Regenbogen-Kompetenz im Alltag der örtlichen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe widerspiegelt. So sollten Fachkräfte, die beispielsweise Regenbogenfamilien beraten und unterstützen, auch die Herausforderungen kennen, mit denen sie konfrontiert sind. Dies bedeutet auch, dass Kinder und Jugendliche aus Regenbogenfamilien in ihrer kompletten Persönlichkeit wahrgenommen werden. Ein solcher Umgang stellt sowohl den fachlich sicheren als auch den persönlich reflektierten Ansatz in der Betreuung dar.

Das Regenbogen-Parlament ist Teil des LSVD-Projektes im Kompetenznetzwerk „Selbst.verständlich Vielfalt“

Ansprechpersonen für das Projekt des LSVD

Jürgen Rausch / René Mertens - koordinierungsstelle@lsvd.de

Das Kompetenznetzwerk "Selbst.verständlich Vielfalt" wird im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.

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