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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

„Akzeptanz von LSBTI* weiter gestalten“

Ergebnisse des 2. Regenbogenparlament in Köln

Erfolge in punkto Gleichstellung und Akzeptanz stehen massiv und aggressiv unter Beschuss von Rechtspopulist*innen. Wie kann vor diesem Hintergrund die „Regenbogenkompetenz“ in der Senior*innenarbeit, in der Bildung, in Religionsgemeinschaften, in den Medien, in der Arbeitswelt und in der internationalen Menschenrechtspolitik erhöht werden? Das wurde beim zweiten bundesweiten Regenbogenparlament mit über 80 Teilnehmenden diskutiert.

In jahrzehntelangen Kämpfen konnten wesentliche Fortschritte bei der rechtlichen Anerkennung und gesellschaftlichen Akzeptanz von Lesben, Schwulen, bisexuellen, trans* und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI*) erreicht werden. Aber auch nach der Öffnung der Ehe und dem wegweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Dritten Geschlechtseintrag sind Homophobie, Transfeindlichkeit und weitere Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in vielen gesellschaftlichen Bereichen allgegenwärtig. Erfolge in punkto Gleichstellung und Akzeptanz stehen massiv unter Beschuss von Rechtspopulist*innen und Gleichstellungsgegner*innen. Ein aggressives und menschenfeindliches Klima droht wieder salonfähig zu werden.

Wie kann vor diesem Hintergrund die „Regenbogenkompetenz“ in der Senior*innenarbeit, in der Bildung, in Religionsgemeinschaften, in den Medien, in der Arbeitswelt und in der internationalen Menschenrechtspolitik erhöht werden? Das wurde beim zweiten bundesweiten Regenbogenparlament mit über 80 Teilnehmenden diskutiert.

Die Broschüre mit den Ergebnissen und Handlungsempfehlungen des 2. Regenbogenparlaments "Akzeptanz von LSBTI* weiter gestalten" kann hier heruntergeladen werden oder aber so lange der Vorrat reicht per Mail an presse@lsvd.de kostenfrei bestellt werden.

Programm und Ergebnisse des zweiten bundesweiten Regenbogenparlaments

Rechtspopulistische Agitation gegen LSBTI

Carolin Hesidenz und Hans-Peter Killguss beleuchteten in ihrem Vortrag die rechtspopulistische Agitation gegen LSBTI* am Beispiel verschiedener Erscheinungsformen und stellten einige Gedanken zu Gegenstrategien im Sinne der Akzeptanzförderung an.

Fachforum 1: Regenbogenkompetenz in Pflege und Alter

Das Recht auf ein angstfreies und offenes Leben muss in allen Lebensphasen verwirklicht werden. Sowohl die Angebote der offenen Altenhilfe als auch die ambulanten/stationären Angebote der Altenpflege sind oftmals nicht für die besonderen Bedürfnisse und LebenslagenvonLSBTI* ausgerichtet. Aus Angst vor Vorbehalten und Diskriminierung durch die Mitarbeitenden oder Mitbewohner*innen werden wichtige Aspekte der eigenen Biografie verschwiegen oder verleugnet. Einschränkungen von Mobilität und Gesundheit führen zum Verlust von Autonomie und von sozialen Kontakten. Das hat auch für LSBTI* massive Auswirkungen.

Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, um ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu gewährleisten? Wie kann der professionelle und diskriminierungsfreie Umgang mit Themen der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt in Pflege und Alter erhöht werden? Diesen und anderen Fragen will das Fachforum nachgehen. Auch sollen Anforderungen an Politik und Gesellschaft formuliert werden und Beispiele guter Praxis beleuchtet werden.

Expert*innen: Vera Ruhrus, Dachverband Lesben und Alter; Lucie Veith, Intersexuelle Menschen e.V.; Frank Kutscha; Schwulenberatung Berlin

Leitung: Sina Vogt, Supervisor*in

Fachforum 2: Regenbogenkompetenz in Kirchen und Religionsgemeinschaften

Über die Vereinbarkeit von Religiosität undAkzeptanz unterschiedlicherLebensweisen und Identitäten wird oft gestritten. Sowohl in den christlichen Kirchen als auch in muslimischen und jüdischen Glaubensgemeinschaften gibt es ausgeprägte homophobe Strömungen. Auf der anderen Seite gibt es in allen Gemeinschaften auch fortschrittliche Kräfte, die für die Vereinbarkeit von Glauben und Homosexualitätund Transgeschlechtlichkeit eintreten.

Im Fachforum Religionen wollen wir uns mit diesen Strömungen befassen und der Frage nachgehen, wie sowohl die Situation von LSBTI* innerhalb der Religionen als auch der öffentliche Umgang der Glaubensgemeinschaft mit LSBTI* und ihren Interessen verbessert werden können. Welche Beispiele guter Lehre und Praxis gibt es hierzu? Wie kann die Regenbogenkompetenz insgesamt in den Kirchen und Glaubensgemeinschaften erhöht werden?

Expert*innen: Dr . Michael Brinkschröder, Regenbogenforum röm.-kathol. Kirche; Eva Burgdorf, Regenbogenforum, protest. Kirche; Günter B. Ginzel, liberales Judentum; Miyesser Ildem, Liberal-Islamischer Bund

Moderation: Henny Engels, LSVD-Bundesvorstand

Fachforum 3: Regenbogenkompetenz in Rundfunk- und Medienräten

In der Medienberichterstattung über LSBTI* hat sichvieles zum Besseren gewandelt. Während einige Medien seriös und angemessen berichten, behandeln andere LSBTI*-Themen überwiegend in reißerischer oder voyeuristischer Aufmachung mit provokativ herabsetzenden Aussagen. Beim letzten Regenbogenparlament in Berlin wurde über die „Lebenswelten von LSBTI* in Medien-Wunsch und Wirklichkeit“ diskutiert.

In Köln wollen wir die Diskussion aufnehmen und fragen, was sich bisher durch die Interessenvertretung von LSBTI* in einigen Rundfunk-und Medienräten verbessert hat und welche Herausforderungen noch bevorstehen. Das Fachforum möchte auch gesellschaftspolitische Forderungen formulieren, um die Regenbogenkompetenz in Rundfunk und Fernsehen zu erhöhen.

Expert*innen: Benjamin Rottmann, Vertretung des LSVD Niedersachsen-Bremen in der Niedersächsischen Landesmedienanstalt; Jenny Renner, ZDF-Fernsehrätin; Caro Frank, Mitglied der Medienkommission der Landesanstalt für Medien NRW

Leitung: Tina Adomako, Neue Deutsche Medienmacher

Fachforum 4: Regenbogenkompetenz in der internationalen Menschenrechtsarbeit

Städtepartnerschaften und staatliche Austauschprogramme sind effektive Maßnahmen, um Menschenaus unterschiedlichen Regionenund Ländern zusammenzubringen. Sie sind Teil des internationalen Kulturaustauschs und auchder Menschenrechtsarbeit. Aber wie sollten sich Kommunen und Organisationen verhalten, wennin den Partnerländern beispielsweise LSBTI* verfolgt, inhaftiert oder gar gefoltertwerden?

Das Fachforum möchte klären, wie Initiativen und kommunale Behörden sich für die Menschenrechte von LSBTI* in den Partnerstädten und Partnerländern einsetzen können. Welche Erfahrungen gibt es bereits? Ebenfalls sollen Beispiele guter Praxis aus der Partnerschaft zwischen Köln und Tunis vorgestellt werden. Welche Anforderungen an Politik und Gesellschaft können daraus abgeleitet werden?

Expert*innen: Bochra Triki, Chouf, Tunis; Dr. Sebastian Bartsch, Amnesty International, Bezirk Köln; Susanne Bonnemann, Fachstelle für Lesben, Schwule und Transgender der Stadt Köln

Leitung: Berena Yogarajah, Referent*in des Autonomen Frauen*Lesben*Referats der Universität Köln

Fachforum 5: Out im Office – Regenbogenkompetenz in der Arbeitswelt

LSBTI*-Beschäftigte erleben am Arbeitsplatz leider immer noch Ausgrenzung, Mobbing und Diskriminierung. Viele Arbeitnehmer*innen können jedoch offener mit ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identitätumgehen als noch vor zehn Jahren. Gleichwohl gibt es noch eine Vielzahl von Menschen, die aus Angst vor Diskriminierung und Mobbing nicht über ihre sexuelle und geschlechtliche Identität am Arbeitsplatz sprechen können oder wollen.

Im Rahmen des Fachforums möchten wir darüber diskutieren, wie die Regenbogenkompetenz in der Arbeitswelt erhöht werden kann und welche guten Erfahrungen und Herangehensweisen als Vorbild dienen können? Welche Möglichkeiten bieten die Landesaktionspläne gegen Homo-und Transfeindlichkeit und was könnenzum Beispiel dieGewerkschaften tun?

Expert*innen: Bernhard Kullmann, IGay Bau; Stefan Meinke, Vorsitzender des Personalrats (Dezernate IV und V: Schul-, Sozial- und Gesundheitsverwaltung) der Stadt Köln; Sebastian Krebs, Stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Nordrhein-Westfalen (NRW)

Leitung: Robert Hecklau, Freier Journalist

Podiumsdiskussion: Queer School – Regenbogenkompetenz in Schule und Unterricht

Die Vielfalt von Lebensweisen und Identitäten gehört heute zum Alltag in Deutschland. Besonders Schulen und Bildungseinrichtungen sollen junge Menschen auf diese Vielfalt vorbereiten. Oft gelingt das jedoch nur mit mäßigem Erfolg. Kinderdie lesbisch, schwul, bisexuell, trans* oder intergeschlechtlich (LSBTI*) sind oder auch nur dafür gehalten werden, erfahren immer noch Mobbing und Gewalt auf Schulhöfen. Wörter wie „schwul“ oder „lesbisch“ werden als Schimpfwörter missbraucht und bleiben von Lehrkräften oftmals unwidersprochen. Der Unterricht und die Lernmaterialien sind heteronormativ und LSBTI* wenn überhaupt nur Thema im Biologieunterricht.

Die Podiumsdiskussion will gemeinsam mit den Expert*innen der Frage nachgehen, wie es gelingen kann, dass Schulen Orte des Respekts und der Vielfalt werden. Welche Möglichkeiten bietet die Ausbildung der Fachkräfte und wie kann es gelingen, dass das Thema „Respekt & Vielfalt“ als Teil der Regenbogenkompetenz von Schüler*innen fächerübergreifend in den Unterricht integriert wird? Wie kann mit Gegenwind und Diffamierung von Initiativen umgegangen werden? Kinder und Jugendliche sollen angstfrei lernen und sich entfalten können. Welche Voraussetzungen muss auch die Politik schaffen, damitKinder und Jugendliche darin bestärkt werden, ein positives und akzeptiertes Selbstbild zu entwickeln?Expert*innen: Marco Düsterwald, Volkshochschul-Landesverband Nordrhein-Westfalen (NRW); Renate Bonow, Landeskoordination „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“; Sebastian Krebs, Stellvertretender Vorsitzender der GEW NRW; Laura Becker, Bundesverband Queere Bildung e.V.; Nikolaj Grünwald, Landesschüler*innenvertretung NRW

Moderation: Jürgen Piger, Jugendzentrum anyway

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