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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Queere Geflüchtete: Sehnsucht nach Freiheit und Sicherheit

LSVD-Projekt "Queer Refugees Deutschland"

Mit dem bundesweiten LSVD-Projekt „Queer Refugees Deutschland“ beraten wir geflüchtete LSBTI und reagieren auf die steigende Nachfrage nach Sen­si­bi­li­sierung und Fach­wissen unter den Angestellten von Asyl­unter­künften bzw. des Bundesamts für Migration und Geflüchtete (BAMF).

Ina Wolf und Lilith Raza vom Projektteam

Mit dem bundesweiten LSVD-Projekt „Queer Refugees Deutschland“ beraten wir geflüchtete LSBTI und reagieren auf die steigende Nachfrage nach Sensibilisierung und Fachwissen unter den Angestellten von Asylunterkünften bzw. des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Auf unserer Homepage www.queer-refugees.de informieren wir mehrsprachig über Asylverfahren, Gewaltschutz in Unterkünften und Bedarfe von geflüchteten LSBTI sowie über die neue Situation aufgrund von Corona.

2020 beantworteten wir über 800 Anfragen von geflüchteten Menschen, und an die 1.000 Beratungsstellen, Vereine und Multiplikator*innen haben unsere Materialien erhalten. Trotz Corona konnten wir 23 Schulungen (darunter elf Onlineschulungen) organisieren. Seit Oktober 2019 bringen wir unsere Beratungserfahrung zudem bei der Bundesinitiative zum „Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften“ ein.

“Geflüchtete sollten nicht zusammen in Camps gestopft werden, nur weil man annimmt, dass sie sich schon verstehen werden, denn sie kommen ja aus einem Land. Man schafft so die gleiche Situation, vor der Homosexuellen geflohen sind.“

Emad aus Ägypten

In unseren Empowerment Workshops konnten LSBTI-Geflüchtete auch im Austausch mit Migranten*innenselbstorganisationen diskutieren und erarbeiten, wie sie sich selbst im deutschen Kontext einbringen und aktiv für ihre Teilhabe eintreten können. Mittlerweile besteht ein erstes bundesweites Netzwerk mit knapp 30 Aktivist*innen aus 16 Ländern. Wegen der Corona-Pandemie fand der Austausch seit dem Frühjahr leider nur noch digital und einmal im Monat statt. Nur anlässlich des diesjährigen Cologne Prides gab es eine Ausnahme – ein Corona-konformes dreitägiges, persönliches Treffen aller quer über Deutschland verteilten Aktivist*innen in Köln. Gemeinsam fuhren alle 15 Teilnehmenden bei der Fahrraddemo unter dem Motto „Für Menschenrechte“ mit und sorgten so für eine sehr kraftvolle Sichtbarkeit des Projektes. Vier ausgewählte Sprecher*innen hielten dann vor über 2.000 Menschen und der Presse eine zehnminütige Rede mit ihren eigenen politischen Forderungen zum Thema Flucht.

„Diese Treffen sind sehr wichtig für mich. Nicht nur, weil ich dort enorme emotionale Unterstützung während einer der schwierigsten Zeiten meines Lebens finde. Der Workshop vermittelte mir auch ein übergreifendes Bild über asylrelevante Themen, seien es rechtlichen oder sozialen Aspekten. Sie sind ein Ort, um mich mit weiteren engagierten Menschen und Organisationen zu vernetzen.”

Khalid aus Ägypten

Neben den neuaufgelegten Printmaterialien wie dem „Praxisleitfaden zum Schutz queerer Geflüchteter vor Gewalt in Unterkünften“ informieren seit diesem Jahr auch mit Videos auf Deutsch, Englisch, Persisch und Arabisch. Zusammen mit dem Kölner rubicon gibt es nun eine ausführliche Darstellung zum Thema Trans* und Flucht, um dem massiven Informationsdefizit zu begegnen. Ganz neu erschienen ist das Integrationsbegleitheft „Vielfalt Willkommen –
sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität in Deutschland. Thematisches Begleitheft für den Unterricht in Integrationskursen“.

„Nach Corona hoffe ich, dass die Grenzen offener sind und queere Geflüchtete willkommen werden. Die meisten, wenn nicht gar alle, fliehen vor emotional und physisch lebensgefährlichen Menschen und Situationen. Nur weil wir queer sind, können wir uns kaum mit der Mehrheitsbevölkerung in unseren Herkunftsländern identifizieren. In Büchern und auch online suchen wir nach Antworten – sie eröffnen uns eine Welt, öffnen unsere Gedanken
und lassen uns nach Freiheit und Sicherheit sehnen. Daher integrieren wir uns schnell, wenn wir erstmal in Deutschland sind. Wir sind bereichernd für Deutschland und seine Bevölkerung.”

Baküs aus Tunesien

Das Projekt wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Integration, Migration und Geflüchtete gefördert.

Ina Wolf & Lilith Raza
Projekt „Queer Refugees Deutschland“

Der Beitrag erschien auch in der neuen Ausgabe der LSVD-Zeitschrift respekt! vom Februar 2021.

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