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Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Queer Refugees Deutschland: Empowerment für geflüchtete LSBTI

Netzwerk aus 30 Aktivist*innen verschafft sich Gehör

Das LSVD-Projekt "Queer Refugees Deutschland" hat ein Netzwerk aufgebaut, mit dem sich queere Geflüchtete unterstützen und in die politischen Debatten einbringen. Beim  Cologne Pride trugen sie ihre Forderungen vor.

Rede von queeren Geflüchteten auf dem Cologne Pride 2020

Queere Geflüchtete unterstützen, stärken und ihnen Gehör verschaffen – das ist eines der vielen Ziele des LSVD-Projekts „Queer Refugees Deutschland“. Es geht um die Ermächtigung der geflüchteten LSBTI-Aktivist*innen, eine echte Inklusion und die Überwindung von intersektional bedingten Hürden. Denn politischer Aktivismus ist auch ein Privileg. Nur wer Zeit, Netzwerke und Ressourcen hat, kann sich längerfristig wirksam einbringen. Das ist für die in Deutschland neu Ankommenden erst einmal nicht so einfach, selbst wenn sie in ihren Heimatländern schon jahrelang teilweise unter Lebensgefahr aktiv gewesen sind. Asylverfahren, Wohnungs- und Jobsuche bringen oft enorme Herausforderungen und Schwierigkeiten mit sich.

Mittlerweile besteht ein erstes bundesweites Netzwerk mit an die 30 Aktivist*innen aus 16 Ländern. Hier wird sich ausgetauscht und andere queere Geflüchtete finden dort Unterstützung beim Ankommen in Deutschland.

Dafür finden seit 2018 Workshops statt, die Aktivist*innen zusammenbringen und vernetzen. Gemeinsam und auf Augenhöhe mit der Projektleitung werden Wege erarbeitet, wie der politische Aktivismus für LSBTI-Rechte in Deutschland fortgesetzt werden kann. Workshops über politische Teilhabe werden direkt bei Treffen mit Politiker*innen in die Praxis umgesetzt. Presseanfragen werden an sie weitergeleitet, damit ihre eigenen Stimmen und Forderungen den Weg in die Öffentlichkeit finden.

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Queer Refugees beim Pride in Köln

Wegen Corona findet der Austausch seit dem Frühjahr leider nur noch digital und einmal im Monat statt. Aber anlässlich des Cologne Prides gab es eine Ausnahme – ein Corona- konformes dreitägiges, persönliches Treffen aller quer über Deutschland verteilten Aktivist*innen in Köln.

Auf Einladung des Cologne Prides konnten alle am ersten Abend der „Pride Now“ Show in der Kölnarena beiwohnen. Am Samstag wurden zwei sehr intensive Workshops durchgeführt: Wie kann man sich in bestehende Vereine einbringen? Wie kann man sich Gehör verschaffen – welche Tricks und Kniffe gibt es für die Öffentlichkeitsarbeit? Bis in die späte Nacht wurde gemeinsam an der Rede für den geplanten Auftritt beim Pride am Sonntag geschliffen und geschrieben. 

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Queere Geflüchtete mit eigenen Redebeiträgen auf der Demo

Unter dem Motto „Für Menschenrechte“ gab es am Sonntag dann die Fahrraddemo durch ganz Köln. Gemeinsam fuhren alle 15 Teilnehmenden mit und sorgten für eine sehr auffällige und kraftvolle Sichtbarkeit des Projektes. Vier ausgewählte Sprecher*innen hielten dann vor über 2.000 Menschen und der Presse eine zehnminütige Rede mit ihren eigenen politischen Forderungen zum Thema Flucht.

Unter großen Beifall wurden Abschiebungen und die negative Wahrnehmung von Geflüchteten in der Presse kritisiert. Auch wurden Menschenrechtskonformere Unterbringungen, bessere Asylverfahren, sowie ein Ende der Ausgrenzung in der Gesellschaft und sogar in der Szene selber durch Rassismus oder Trans-, Inter- und Bi-Feindlichkeit eingefordert. Einig waren sich alle: Den Geflüchteten muss mehr Gehör geschenkt werden.

Genau daran arbeiten wir als LSVD-Projekt „Queer Refugees Deutschland“.

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